Sektorenkopplung Ein Dorf wird zum Forschungslabor für die Energiewende
Netzengpässe verursachen pro Jahr Milliardenkosten. Nun soll in kleinem Maßstab getestet werden, wie sich das vermeiden lässt.

Ebendorf - Forscher der Uni Magdeburg wollen ein ganzes Dorf als Labor für die Energiewende nutzen. In Ebendorf (Landkreis Börde) sollen Strom, Gas und Wärme in einem Gesamtsystem gekoppelt werden, teilte die Magdeburger Otto-von-Guericke-Universität mit. Ziel sei, überschüssigen Strom aus Wind- oder Solarstrom nicht mehr abzuschalten, sondern lokal in Wärme und Gas umzuwandeln und in die entsprechenden Netze einzuspeisen. So könnten langfristig Netzengpässe und Energieverluste vermieden werden.
Laut Projektleiter Martin Wolter betrugen die Kosten für das Beheben von Netzengpässen vergangenes Jahr bundesweit rund drei Milliarden Euro, die letztlich von den Verbrauchern getragen werden müssen. „Abgeregelte Mengen werden dann aber gleichzeitig durch konventionelle Kraftwerke – üblicherweise durch Erdgas – ausgeglichen.“ Der Netzausbau sei zwar langfristig die wirtschaftlichste Lösung. Da der aber schleppend verlaufe, müssten Engpässe operativ behoben werden. Ein sektorenübergreifendes Energiesystem senke die Betriebskosten und habe auch ökologische Vorteile.
„In Ebendorf bei Magdeburg treffen ein hoher Wärmebedarf, erneuerbare Energiequellen und eine engagierte Bürgerschaft aufeinander – ideale Bedingungen für die Sektorenkopplung“, sagte Wolter weiter. Zunächst müsse der Strom- und Wärmebedarf für die Ortschaft ermittelt und Konzepte für die gekoppelte Infrastruktur entwickelt werden. Bis Ende des Jahres soll dann die Vernetzung der verschiedenen Energienetze getestet werden. Das Land unterstützt das Projekt mit 2,5 Millionen Euro.