Paketbombe in Potsdam Paketbombe in Potsdam: Unbekannte erpressen DHL - Polizei sucht Zeugen

Das verdächtige Paket am Potsdamer Weihnachtsmarkt geht auf eine Erpressung des Paketdienstes DHL zurück. Die am Freitag an eine Apotheke am Potsdamer Weihnachtsmarkt gesendete Lieferung mit einem Polenböller stehe in diesem Zusammenhang, sagte Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) am Sonntag in Potsdam. Der oder die Täter verlangten eine Millionensumme. Eine ähnliche Lieferung sei vor einiger Zeit in Frankfurt (Oder) bei einem Online-Händler aufgetaucht.
Die Paketbombe wurde nach Ermittlungen der Polizei in einer DHL-Packstation in Potsdam aufgegeben. Die Fahnder suchen jetzt Zeugen, die am vergangenen Donnerstag gegen 7.00 Uhr an der Kantstraße Ecke Roseggerstraße verdächtige Beobachtungen gemacht haben, heißt es in einem Fahndungsaufruf. Zudem werden alle Personen gesucht, die dort zwischen 6.30 Uhr und 7.15 Uhr Pakete aufgegeben haben. Die Packstation befindet sich unweit der berühmten Potsdamer Parklandschaft mit dem Schloss Sanssouci. Die Polizei bittet um Hinweise unter der eigens eingerichteten Telefonnummer 0331/505950.
Briefbombe galt wohl nicht dem Weihnachtsmarkt
Der oder die Täter nähmen schwerste Verletzungen der Adressaten oder sogar deren Tötung billigend in Kauf, sagte Innenminister Schröter. Es scheine sich nach bisherigen Erkenntnissen um regional agierende Täter aus Berlin oder Brandenburg zu handeln. Diese Tat sei besonders verwerflich. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit habe die Zustellung der „Briefbombe“ aber nicht dem Weihnachtsmarkt gegolten, sagte Schröter weiter.
Nach den neuesten Erkenntnissen der Polizei war die Paketbombe sehr gefährlich. Sie hätte bei einer Explosion schwerste Verletzungen zur Folge gehabt. Brandenburgs Polizeipräsident Hans-Jürgen Mörke sagte, der Apotheker habe beim Aufmachen ein Zischen gehört. Zuerst hatte es dagegen geheißen, dass das Paket vermutlich über keinen Zünder verfügt habe. Inzwischen sei der Sprengsatz aber nochmal analysiert worden.
Weitere Paketbomben sehr wahrscheinlich
Die Sicherheitsbehörden halten laut Mörke weitere Paketbomben für möglich oder sogar wahrscheinlich. Betroffenen seien bislang vor allem kleine Unternehmen. Auch die Sendung an Privatpersonen sei aber nicht auszuschließen, hieß es. Die Polizei habe ein Hinweistelefon geschaltet.
Ermittelt werde wegen versuchter Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion und versuchter schwerer räuberischer Erpressung, sagte der Leitende Potsdamer Oberstaatsanwalt Heinrich Junker.
Erpresserbrief mit QR-Code
Am Freitag war ein verdächtiges Paket bei einem Apotheker abgegeben worden, der direkt am Potsdamer Weihnachtsmarkt sein Geschäft hat. Darin befanden sich Hunderte Nägel und ein sogenannter Polenböller. So werden umgangssprachlich Feuerwerkskörper bezeichnet, die wegen Sicherheitsmängel in Deutschland illegal sind. Das Paket löste einen Großeinsatz der Polizei aus. Auch der Weihnachtsmarkt wurde geräumt.
Für die Fahndung setzte die Polizei eine Ermittlungsgruppe „Luise“ ein - benannt nach der Apotheke, an die das Paket geschickt worden war. In der Gruppe arbeiten rund 25 Kriminalisten.
Laut Polizeipräsident Hans-Jürgen Mörke lag der Sendung ein Erpresserbrief bei. Die Nachricht sei als so genannter QR-Code im Internet verschlüsselt worden, aber eindeutig rekonstruiert worden. Der von der Erpressung betroffene Paketdienst DHL will zu dem Fall unterdessen keine Stellung nehmen. (dpa/afp/red)


