Ost-Rekordbuch Ost-Rekordbuch: Besonderheiten, Kuriositäten und Superlative

Berlin/dpa. - «Die DDR ist die größte der Welt.» Im Osten war das ein oft benutzter Slogan, um seinem Frust im real-sozialistischen Alltag Luft zu machen. Welche Höchst- und Bestleistungen, Besonderheiten, Kuriositäten und Superlative Ostdeutschland tatsächlich aufzuweisen hatte, das ist jetzt in einem «Rekordbuch» (Eulenspiegel Verlag, Berlin) nachzulesen. Mehr als 1 500 Beispiele aus 60 verschiedenen Bereichen trug Autor Wolfgang Richter zusammen.
Die Auswahl bestimmten Superlative wie groß, bekannt, hoch, lang, alt oder bedeutend. Dabei ging es nicht nur um Medaillengewinner aus dem Sport oder sonstige DDR-Stars. Registriert werden auch Bauleistungen aus der Vergangenheit, wie der tiefste Brunnen Europas auf der 1178 zerstörten Burg Kyffhausen (Kyffhäuser Gebirge) mit 176 Metern Tiefe, oder Naturwunder, darunter Deutschlands einziger Kreidefelsen auf der Ostsee-Insel Rügen.
Der größte DDR-Bürger (2,20 Meter) lebte in Berlin und trug Schuhgröße 53,5. Die größte Familie mit 20 Kindern kam aus Pasewalk. Eine DDR-Bürgerin aus Rostock hätte man glatt für Rapunzel aus dem Märchen halten können. Ihr Haar wuchs auf stolze 1,86 Meter - allerdings erst nach Wiedervereinigung. Das FDJ-Lied «Bau auf, bau auf, Freie Deutsche Jugend, bau auf!» brachte es ins Guinness-Buch der Rekorde, weil es in 41 Filmen gesungen oder gespielt wurde.
Für ein besonders ausgefallenes Hobby sorgte die DDR- Mangelwirtschaft. Als einziger DDR-Bananenzüchter erntete ein Musiklehrer aus Reinsdorf (Kreis Döbeln) 1974 vier Zentner der begehrten Südfrucht. Mit einem Ur-Zoo aus 57 Saurier-Nachbildungen aus Beton in Lebensgröße machte Franz Gruß aus Kleinwelka bei Bautzen von sich reden. Als größter Fan von Witzen wird der Dresdner Egon Strauch genannt. 405 000 Witze soll er gesammelt haben.
Touristen sind besonders Stichwörter wie Schlösser & Burgen, Eisenbahn & Bahnhöfe, Kirchen & Schlösser, Feste & Märkte oder Türme & Schornsteine zu empfehlen. Für Ostsee-Urlauber nicht unwichtig: Die Insel Usedom rühmt sich statistisch betrachtet als «Sonneninsel Nr.1» in Deutschland. 1999 wurde ein Rekord von 2 025 Stunden gemessen.
Unter «Kriminelles» vermeldet das Buch eine einzige «spektakuläre Zugentführung». Auf der Strecke zwischen Oranienburg nach Albrechtshof fuhren ein Lokführer und sein Heizer knapp vier Monate nach dem Mauerbau 1961 einfach weiter bis nach Spandau in Westberlin. Der erste und einzige Banküberfall in der DDR lohnte sich erst mit Einführung der West-Mark. Die Beute war bescheiden: 2 000 DM. Das einzige Attentat auf einen DDR-Politiker galt SED-Chef Erich Honecker Silvester 1982.
Nach den ersten 1500 Beispielen wird nun an eine Fortsetzung gedacht. Wie es im Vorwort heißt: Vielleicht kann es dann noch ein «dickeres Rekordbuch, vielleicht sogar einen zweiten Band» geben.
(«Das Rekordbuch», Eulenspiegel Verlag Berlin, 224 Seiten, 19,90 Euro, ISBN 3-359-01461-8)