Norwegen Norwegen: Drogen-Geständnis und Tränen

Oslo/dpa. - Für die Trauung am Samstag sagen die Meteorologen bedeckten Himmelals sicher vorher. Ob die «Traumhochzeit» mit eigens verabredeten«dramaturgischen Kniffen» für die erwarteten 300 Millionen TV-Zuschauer (ZDF und ARD am Samstag ab 16.00 Uhr) die ziemlich dunkelund tief hängenden Wolken über der Monarchie des skandinavischenLandes vertreiben können, gilt auch nach der spektakulären Drogen-Äußerung als völlig offen. Vor allem ältere Royalisten unter den vierMillionen Norwegern können sich bisher so gar nicht mit ihrerkommenden Königin Mette-Marit anfreunden.
Abgesehen von ihrer Vergangenheit im Drogenmilieu ist die 28-jährige Tochter aus betont bescheidenen Verhältnissen,Gelegenheitsjobberin ohne abgeschlossene Berufsausbildung und frühere«Partyqueen» vielen entschieden zu gewöhnlich für die Rolle dernächsten Königin. Warum, so fragen sie enttäuscht, konnte sich dernächste Regent seine Auserwählte nicht bei irgendwelchen der vielenSchlossfeste für den europäischen Jung-Adel suchen, die für normaleSterbliche unerreichbar sind? Stattdessen fanden Haakon und Mette-Marit einander bei einem sommerlichen Rockfestival, wo sich auch inNorwegen «stinknormale» Jugendliche besonders gute Chancen auf einennetten Flirt, ein heißes Date im Campingzelt oder eben das großeGlück ausrechnen.
Haakon zog dann ohne Trauschein oder wenigstens Verlobung mitseiner Freundin zusammen und übernahm auch eine Vaterrolle für Mette-Marits Sohn Marius. König Harald V. und Königin Sonja als Elternpaardes Thronfolgers räumten ohne größere Umschweife ein, dass ihnen alldas zunächst überhaupt nicht zusagte. «Ehe ich Fräulein Höibypersönlich kennen lernte, fand ich die Situation schon etwasspeziell, um es mal so auszudrücken», meinte Sonja wenige Tage vorihrem Übergang in die Rolle der Schwiegermutter.
Die Königin weiß, wovon sie spricht. Haralds Vater Olav (1903-1991) hatte in den sechziger Jahren die Erlaubnis zur Verehelichungdes Sohnes mit dem bürgerlichen «Fräulein Haraldsen» so langeverweigert, bis Harald mit Abdankung als Kronprinz drohte und seineSonja 1968 im Osloer Dom dann doch zum Traualtar führen durfte. Aberdamals konnte Norwegens Königshaus hässlichen Streit in der Familieeben noch ohne Probleme unter der Decke halten. Der charmante undbescheiden auftretende Olav brachte es in seiner Regentschaft aufeine Zustimmung zur Monarchie von über 80 Prozent unter den 4Millionen Norwegern, während 10 Jahre nach dem Amtsantritt desdeutlich spröderen König Harald nur noch 58 Prozent ein Königshausfür sinnvoll halten.
Mette-Marits überraschendes Drogengeständnis dürfte die Hoffnungenim Osloer Schloss auf neue Popularität durch das Thronfolgerpaarkräftig dämpfen. Aber es gibt auch andere Meinungen. «KronzprinzHaakon ist schon seit langem der König der Republikaner. Jetzt machtsich das Paar daran, die Monarchisten zu überzeugen, dass sie auchderen Königspaar sein können», meint «Dagbladet» und lobt, dassHaakon und Mette-Marit schon jetzt gegenüber Journalisten so glatt,unverbindlich und jederzeit freundlich auftreten können, wie es sichfür Königliche nun mal angeblich gehört.