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Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen: Häftlinge entwickeln das Spiel zum Knast

Von Birgit Lameyer 16.10.2007, 15:53
Gefangene der JVA-Moers-Kapellen spielen mit einer Sozialarbeiterin und Spiel-Ideegeberin unter der Aufsicht von zwei Vollzugsbeamten in einem Haftraum das von ihnen erarbeitete Brettspiel «Ohne Bewährung». (Foto: dpa)
Gefangene der JVA-Moers-Kapellen spielen mit einer Sozialarbeiterin und Spiel-Ideegeberin unter der Aufsicht von zwei Vollzugsbeamten in einem Haftraum das von ihnen erarbeitete Brettspiel «Ohne Bewährung». (Foto: dpa) dpa

Moers/Essen/dpa. - «Das ist wahrscheinlich das erste Vollzugsspiel derWelt», sagt Gefängnisleiterin Elke Krüger. Einer ihrer Schützlingenahm den Titel des Spiels sogar wörtlich: Als es Probleme mit derFertigstellung gab, verzichtete er freiwillig auf seine vorzeitigeEntlassung, um die Fehler zu beheben.

Ein Häftling wird den Messebesuchern die Neuheit vorstellen undden Untertitel des Spiels Wirklichkeit werden lassen: «Der offeneStrafvollzug - hautnah». Zwei bis sechs Spieler ab 14 Jahren könnenden «Knast» in 60 bis 90 Minuten spielerisch erleben. Nachdem dieSpieler von der Staatsanwaltschaft eine Ladung zum Strafantrittbekommen haben, müssen sie sich an der Gefängnispforte melden unddurch die einzelnen Stationen würfeln.

Auf dem gelb-grünen Spielplan gibt es eine Vielzahl von rotenStationen, darin sind unter anderem Suchtberatung, Arbeitstherapie,Kapelle, Sozialdienst, Sport und Freizeit - eben alles, was zumoffenen Vollzug dazugehört. Vor dem Aufseher «Siggi» müssen sich dieSpieler fürchten, denn er prüft den Alkoholpegel der Insassen. Zielist es, alle Schwierigkeiten zu überwinden und sich mit genügend Geldin der Tasche in die Freiheit zu würfeln.

Ereigniskarten sorgen für Rückschläge und bringen Würze ins Spiel.So müssen sich die Inhaftierten rechtfertigen, wenn sie Kerzen ausder Kapelle gestohlen, Alkohol getrunken oder Goldfische aus demGefängnisteich gefischt haben. Die Spieler brauchen viel Glück undGeduld, um der Freiheit näher zu kommen.

Das Spiel soll humorvoll und spannend einen Blick hinter dieKulissen des Strafvollzugs gewähren, erklärt JVA-Leiterin Krüger.Jedes Spiel wird als Arbeitstherapie von den Gefangenenhandgefertigt. Auf die Idee kam Katharina Willecke, die dieArbeitstherapie leitet, vor knapp zwei Jahren.

Im Dezember 2006 startete der erste Testlauf. Im September konntendie ersten Exemplare verkauft werden. Das Spielbrett wird in einerGefängnisdruckerei in Geldern (Nordrhein-Westfalen) produziert. «OhneBewährung» ist ab 29,50 Euro bei der Spielemesse in Essen oder in derJustizvollzugsanstalt Moers-Kapellen zu haben.

Gefangene der JVA-Moers-Kapellen spielen unter der Aufsicht von zwei Vollzugsbeamten in einem Haftraum das von ihnen erarbeitete Brettspiel «Ohne Bewährung». (Foto: dpa)
Gefangene der JVA-Moers-Kapellen spielen unter der Aufsicht von zwei Vollzugsbeamten in einem Haftraum das von ihnen erarbeitete Brettspiel «Ohne Bewährung». (Foto: dpa)
dpa