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Niedersachsen Niedersachsen: Quietschvergnügtes Affenbaby dank menschlicher Muttermilch

Von Christiane Gläser 22.07.2007, 15:56
Nicole Onnen, Tierpflegerin im Tier- und Freizeitpark Jaderberg, beobachtet die Turnübungen des Affenbabys «Medan». Das Siamang-Gibbonmädchen wird von ihr per Hand aufgezogen. (Foto: dpa)
Nicole Onnen, Tierpflegerin im Tier- und Freizeitpark Jaderberg, beobachtet die Turnübungen des Affenbabys «Medan». Das Siamang-Gibbonmädchen wird von ihr per Hand aufgezogen. (Foto: dpa) dpa

Jaderberg/dpa. - Die kleine Medan saugt zufrieden an ihrem Daumen und kuschelt sich ganz eng an ihre Ersatzmama Nicole Onnen. Mit großen Augen beobachtet sie den Wirbel um sich herum. Das quirligeAffenbaby mit dem dichten schwarzen Fell, das im Tierpark inJaderberg (Niedersachsen) mit der Hand aufgezogen wird, wird inwenigen Tagen ein halbes Jahr alt. Kurz nach seiner Geburt war das winzige Siamangmädchen dem Hungertod nahe. Seine Affenmama konnte ihm keine Milch geben. Das haben dann kurz entschlossen zwei Frauen aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen übernommen. Sie stellten dem Äffchen ihre Muttermilch zur Verfügung und retten ihm damit das Leben.

Eine der beiden Spenderinnen ist die 34 Jahre alten KathrinPörtner. Ihr Sohn Jan ist fast vier Monate zu früh imKinderkrankenhaus in Kreyenbrück/Oldenburg auf die Welt gekommen. Im Brutkasten mit künstlicher Nahrung versorgt, brauchte der Winzling die Milch seiner Mutter noch nicht. Abpumpen musste Kathrin Pörtner sie aber dennoch. Im Krankenhaus las sie, dass sie diese Milch dem Zoo in Jaderberg zur Verfügung stellen kann. «Da war ich natürlich sofort dabei. Die Muttermilch ist schließlich ein hochwertiges Lebensmittel. Sie sollte nicht einfach weggekippt werden», sagt diedreifache Mutter aus der Nähe von Herford. Diese Kooperation zwischendem Krankenhaus und dem Zoo kommt mittlerweile dem dritten Affenbabyzu Gute.

In einer kleinen Umhängetasche trägt die Tierpflegerin NicoleOnnen nicht nur Medan, sondern auch das Kapuzineräffchen Cooper engam Körper. 24 Stunden am Tag ist die 28-Jährige für die beidenMenschenaffen da. Cooper ist noch keinen Monat alt. Bislang schreitoder schläft das Affenkind nur, das sich tief in eine pinkfarbeneFelldecke vergräbt. Medan hingegen übt sich schon fleißig im Klettern- am liebsten auf ihrem Kletterspielplatz im Tierpark und im eigenenKinder-Reisebett in Nicole Onnens Wohnung. Vollgestopft mit denunterschiedlichsten Spielsachen kann der Wirbelwind in dem Gitterbettauch früh am Morgen schon seinem Bewegungsdrang nachgeben.

Trotz engstem Menschenkontakt ist es immer wieder gelungen, dieTiere wieder in ihre natürliche Umgebung und Gruppen von Artgenossenzu integrieren. «Es ist wichtig, das Verhalten, die Vorlieben und denLebenswandel der Tiere gut zu kennen. Dieses Wissen muss während derHandaufzucht an den Nachwuchs weitergegeben werden», sagt ZoodirektorDieter Minnemann. Die junge Tierpflegerin zählt die Siamangaffen unddie Vögel des Parks zu ihrem Revier und war daher wie geschaffen fürdiese Aufgabe. «Die beiden kleinen Affen bestimmen für fast ein Jahrmein Leben. Da macht man auch gern Abstriche im Privatleben», sagtNicole Onnen. Ihr Partner ist auch Tierpfleger und unterstützt dieErsatzmutter bei der Aufzucht.

Am vergangenen Mittwoch sind sich der Sohn von Kathrin Pörtner unddas kleine Affenbaby Medan im Tierpark Jaderberg zum ersten Malbegegnet. Jan und Medan beobachteten sich mit weit geöffneten,neugierigen Augen. «Ich bin superstolz darauf, dass ich mit meinerMuttermilch der kleinen Medan beim Weiterleben helfen konnte», sagtKathrin Pörtner und wiegt ihren Jan sanft im Arm, während Medanquietschvergnügt um die beiden herum klettert.

Sowohl Medan als auch Cooper sollen auch in den kommenden Monatenweiter mit menschlicher Muttermilch aufgezogen werden. Für mindestensnoch ein halbes Jahr wird Nicole Onnen den beiden eine liebevolleErsatzmama sein. Dann sollen der Siamang- und der Kapuzineraffewieder in ihre ursprüngliche Lebenswelt integriert werden. Und bis essoweit ist, kann Medan weiter die Zuwendung der Pflegerin genießen.«Krabbeln und Kitzeln mag sie einfach am allerliebsten».