Niedersachsen Niedersachsen: DNA-Massentest nach Vergewaltigung einer Soldatin

Berlin/MZ. - Das teilte Staatsanwalt André Lüth der MZ mit. „Eine Reihen-DNA ist eine Option“, sagte er. „Allerdings wollen wir das so klein wie möglich halten.“ In Betracht kämen mehrere hundert Soldaten der Jäger-Kaserne und Menschen aus dem Umfeld des Opfers.
Der Mann soll die Unteroffizierin missbraucht, gefesselt und anschließend in einen Spind gesperrt haben. Außerdem soll er ein Handy in den Spind gelegt haben, damit das Opfer Hilfe rufen kann.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Tat geplant war und keinesfalls zufällig geschah. In der Jäger-Kaserne, die seit 1959 in Bückeburg ansässig ist, sind nach Bundeswehrangaben etwa 500 bis 600 Soldaten untergebracht, darunter nur fünf bis sechs Frauen.
Lüth erklärte, man habe am Tatort DNA-Spuren gesichert. Auch habe das Landeskriminalamt eine vorläufige Fallanalyse erstellt, die allerdings noch nicht schriftlich vorliege. Und schließlich seien mehrere Dutzend Zeugen verhört worden. In zwei bis drei Wochen werde nun eine Entscheidung über das weitere Verfahren gefällt. Der Zugang zur Kaserne sei seinerzeit kontrolliert worden, hieß es; es sei aber nicht ganz ausgeschlossen, dass der Täter von außerhalb kam.Dem Opfer geht es nach Angaben der Staatsanwaltschaft „den Umständen entsprechend“. Die Frau sei wieder im Dienst. Nähere Angaben wollte die Justiz im Moment nicht machen.
Der Fall ist besonders spektakulär. Strittig ist, wie oft sexuelle Gewalt vorkommt. Das Verteidigungsministerium und der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hellmut Königshaus (FDP), sagen, es sei die Ausnahme. Eine Studie des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Bundeswehr von 2008 zur Lage der Frauen in den Streitkräften kommt hingegen zu dem Befund, dass fünf Prozent der Frauen in der Bundeswehr schon einmal sexuelle Gewalt erlitten haben. Derzeit ist eine Nachfolge-Studie in Arbeit. Die Zahl der Fragen zum Thema sexuelle Belästigung wurde auf Weisung der militärischen Führung jedoch reduziert, weil es angeblich zu viele waren.