Neue Statistik Neue Statistik: Immer weniger Paare haben Lust auf die Ehe
Wiesbaden/Berlin/dpa. - «Die geburtenschwachen Jahrgänge kommen jetzt in dasHeiratsalter», sagte Bundesamts-Statistikerin Bettina Sommer. Zudemgehe die Tendenz weiter in Richtung Zusammenleben ohne Trauschein. Imvergangenen Jahr gaben sich nur noch 389 000 Paare das Jawort. Seit1988, als noch 535 000 Trauungen stattfanden, nimmt die Zahl derEheschließungen stetig ab. Die Zahl der Trauungen pro 1000 Einwohner(«Eheschließungsziffer») nahm in den 90er Jahren von 6,5 auf 5,1 imJahr 2000 ab, wie das Zukunftsinstitut von Matthias Horx (Kelkheim)unter Berufung auf Eurostat-Daten berichtet.
Bei den Geburten gibt es seit 1990 eine rückläufige Entwicklung.«Es gibt weniger potenzielle Eltern», erklärte Sommer. Zudem halteder Trend unvermindert an, als Frau später und weniger Kinder zubekommen. Auch die Kinderzahl pro Frau nahm laut Eurostat ab - bekam1990 jede Deutsche statistisch gesehen noch 1,45 Kinder, waren es2000 nur noch 1,34.
Im Jahr 2001 wurden nach Angaben des Bundesamtes 730 000 Kindergeboren. Obwohl die Zahl der Sterbefälle um 1,3 Prozent auf 821 000sank, ergab sich ein Geburtendefizit von 91 000. Vor zwölf Jahrenhatte es in Deutschland noch mehr als 900 000 Neugeborene gegeben.
Nach Ansicht des Bundesfamilienministeriums in Berlin müssen füreine Steigerung der Geburtenrate die politischen Rahmenbedingungenfür Familien weiter verbessert werden. «Der Vergleich zeigt, dass dieGeburtenraten in Ländern mit guter Vereinbarkeit von Familie undBeruf deutlich höher sind», sagte Ministeriumssprecherin Beate Moser.Eine der wichtigsten Aufgaben sei dabei die Verbesserung desKinderbetreuungsangebotes.
Die Basis für eine kinderfreundliche Familienpolitik ist nachAnsicht einer Familienexpertin die Abschaffung desEhegattensplittings. «Mit diesem Uraltzopf wird nur die Ehegefördert, ob mit Kind oder ohne», sagte die Professorin fürFamilienpolitik, Ingrid Langer, der dpa in Marburg. Sinnvoller seies, das Geld für Familien an «Leistung» zu koppeln - wie zum BeispielKindererziehung oder die Pflege alter Menschen. In den Genuss desSteuerprivilegs kommen bislang auch verheiratete Paare ohne Kinder,allein Erziehende dagegen nicht.
