Nach Verdacht des Organhandels Nach Verdacht des Organhandels: Kein Transplantations-Stopp in Essen
Essen/Neu-Isenburg/dpa. - Im Fall des mutmaßlichen illegalen Organhandels wird das Essener Universitätsklinikum vorerst keine Konsequenzen ziehen. Es werde künftig keine Einschränkung für Transplantationen in Essen geben, erklärte ein Sprecher der Klinik am Dienstag. Das ebenfalls von den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft betroffene Universitätsklinikum in Jena hatte zuvor mit einem Stopp seines Leber-Transplantationsprogramms bis zu einer Klärung der Angelegenheit reagiert. Die Essener Staatsanwaltschaft ermittelt in insgesamt vier Fällen wegen illegaler Nierenverpflanzungen - drei davon in Essen, eine in Jena.
Die Deutsche Stiftung Organtransplantation hat nach eigenen Angaben keine Erkenntnisse über illegalen Organhandel in Deutschland. «Uns sind bisher keine Fälle bekannt», sagte Claudia Hagel von der Stiftung in Neu Isenburg bei Frankfurt. Das Transplantationsgesetz sei «so eng gestrickt, dass es mich auch wundern würde, wenn es welche gäbe». Danach seien Lebendspenden nur als allerletzte Alternative möglich, wenn eine Organspende nach dem Tod nicht zu verwirklichen sei. Dafür kämen aber nur Verwandte ersten Grades oder dem Spender offenkundig sehr nahe Personen in Frage. Die Ethik- Kommission prüfe dies sehr genau, um Missbrauch zu verhindern.
In allen von der Staatsanwaltschaft ins Visier genommenen Fällen hatte es sich um Empfänger aus Israel gehandelt, denen Organe osteuropäischer Spender eingesetzt worden waren. Nach Angaben des «Spiegel» sollen dafür «mehrere hunderttausend Dollar» gezahlt worden sein. «Wir überprüfen nun, ob da Gelder geflossen sind», sagte der Essener Oberstaatsanwalt Willi Kassenböhmer. Die Ermittlungen richteten sich nur gegen den Vermittler sowie gegen Spender und Empfänger der Organe. Derzeit gebe es keine Anhaltspunkte dafür, dass der betroffene Mediziner darin verwickelt sei.