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Nach Flugzeugabsturz Nach Flugzeugabsturz: Streit um ägyptische «Flash Airlines»

05.01.2004, 07:28
Ein Angehöriger der Rettungsmannschaften zeigt den Schuh eines Passagiers der Boeing 737 der ägyptischen Chartergesellschaft «Flash Air». (Foto: dpa)
Ein Angehöriger der Rettungsmannschaften zeigt den Schuh eines Passagiers der Boeing 737 der ägyptischen Chartergesellschaft «Flash Air». (Foto: dpa) EPA

Paris/Kairo/Genf/dpa. - Zwei Tage nach dem Absturz einer ägyptischen Chartermaschine über dem Roten Meer mit 148 Todesopfern streiten Experten um die Sicherheit der Fluggesellschaft «Flash Airlines». Der französische Verkehrsminister Gilles de Robien bescheinigte der Chartergesellschaft einen «guten Ruf». Das Schweizer Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) nannte hingegen die Sicherheitsmängel von zwei Flugzeugen der Charterfluggesellschaft «Flash Airlines» beim Namen und wich damit von internationalen Gepflogenheiten ab.

Am Absturzort vor Scharm el Scheich suchen französische und ägyptische Experten unter Hochdruck nach dem Wrack, in dem die meisten Leichen der zumeist französischen Urlauber vermutet werden. Frankreich hat inzwischen fast 500 Soldaten an den Unglücksort entsandt. Die Hinterbliebenen können nach Angaben eines Anwalts mit einer Entschädigung rechnen. «Flash Airlines» sei mit 23 Millionen Dollar versichert.

Der französische Rundfunk berichtete am Montag unter Berufung auf Experten, das Wrack könnte in 400 Meter Tiefe liegen. Zuvor war von 1000 Metern ausgegangen worden. Die Nachforschungen im Roten Meer sind nach Angaben der Behörden «äußerst schwierig». Entscheidend für die Aufklärung ist die Ortung der Flugschreiber, die noch nicht gelungen ist.

Als Absturzursache der Maschine mit 133 französischen Urlaubern an Bord wird eine technische Panne vermutet. Das Bekanntwerden zweier Notlandungen von Maschinen der «Flash Airlines» in Athen und Genf hat die Zweifel an der Sicherheit verstärkt. Nach Angaben des Schweizer Bundesamtes für Zivilluftfahrt (BAZL) vom Montag waren bei einer Untersuchung am 27. April 2002 fehlende Unterlagen für die Navigation an Bord bemängelt worden. Zudem habe man beim Fahrwerk, den Triebwerken und der Flugsteuerung Wartungsmängel festgestellt. Auch die Berechnungen der Treibstoffreserven hätten nicht internationalem Standard entsprochen.

Das BAZL bekräftigte, dass es ein Lande- und Überflugverbot wegen Sicherheitsmängeln verhängt hat. Der Chef der Chartergesellschaft, Mohammed Nur, hatte hingegen behauptet, das Verbot sei aus finanziellen Gründen ausgesprochen worden.

Französische Reiseveranstalter werden nach Angaben eines Sprechers von Montag in Paris die nächsten Flüge nach Ägypten mit anderen Chartergesellschaften abwickeln, um «die Kunden nicht zu ängstigen».

Verkehrsminister de Robien sagte im französischen Rundfunk, bei zwei Kontrollen nach dem Landeverbot in der Schweiz habe es «keine Beanstandungen» gegeben. Französische Vielflieger nach Ägypten berichteten hingegen vom «erbärmlichen» Zustand der Chartermaschinen auf der Strecke Paris - Scharm el Scheich. Bei einem Flug am 27. Dezember habe sie Risse in einer der Türen der Maschine gesehen, sagte eine Frau der Tageszeitung «Le Parisien» (Montagsausgabe).

Die französische Regierung hat keinen Hinweis auf einen Anschlag auf die Maschine. Die geborgenen Opfer wiesen keine Brandspuren auf, sagte der Staatssekretär im Außenministerium, Renaud Muselier. «Es gibt eindeutig keinen Grund zu der Annahme, dass dies ein Attentat war», sagte Muselier.

Am Mittwoch werden Familienangehörige der 133 französischen Opfer im Badeort Scharm el Scheich an der Südspitze der Sinai-Halbinsel erwartet. Bislang haben die Helfer rund 60 Leichenteile gefunden. Die Boeing 737 war am Samstag auf dem Weg von Scharm el Scheich über Kairo nach Paris ins Meer gestürzt.

Ein Schiff der ägyptische Küstenwache und ein weiteres Boot mit Tauchern vor der Küste von Sharm EL Scheich. (Foto: dpa)
Ein Schiff der ägyptische Küstenwache und ein weiteres Boot mit Tauchern vor der Küste von Sharm EL Scheich. (Foto: dpa)
EPA