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Muttertag Muttertag: 82 Jahre alt und immer noch im Trend

Von Birgitta Fickers 06.05.2005, 12:32
Ein Herz mit der Aufschrift «Alles Liebe zum Muttertag» steckt im Blumenpavillon Pöseldorf in Hamburg zwischen weißen Rosen. (Foto: dpa)
Ein Herz mit der Aufschrift «Alles Liebe zum Muttertag» steckt im Blumenpavillon Pöseldorf in Hamburg zwischen weißen Rosen. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - 43 Prozent allerdings lehnen ihn als «reine Geschäftemachereivon Blumenhändlern und Süßigkeitenherstellern» ab.

Warum verdienen Mütter nun einen besonderen Ehrentag, und dieVäter an Christi Himmelfahrt nur einen inoffiziellen? Weil sie oftdoppelt und dreifach belastet sind: Familie, Kinder, Beruf - selbstdann, wenn der Ehemann das Wäschewaschen übernimmt, die Kinder zuBett bringt und zum Staubsauger greift. Wie eine Studie desBundesfamilienministeriums belegt, arbeiten die Frauen mehr imHaushalt als ihre Lebensgefährten. Und sie kümmern sich im Schnitteineinhalb Stunden länger am Tag um die gemeinsamen Kinder als ihrPartner. Nicht zuletzt sollen die Frauen dazu noch blendend aussehen:Sie müssen Super-Mami, Karrierefrau und Geliebte sein.

Erstmals wurde der Muttertag in Deutschland am 13. Mai 1923gefeiert. Und was viele Männer immer schon vermutet haben: Er gingauf eine Initiative der Floristik-Industrie und des Bundes derKinderreichen zurück, erklärt Christiane Cantauw, Volkskundlerin beimLandschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Den Blumenläden verheißtder Tag tatsächlich noch immer ein gutes Geschäft: So wollen 39Prozent der 1011 von polis Befragten ihre Mütter mit einem Straußerfreuen. Vor allem die Jüngeren halten gern an der Tradition desBlumengeschenks fest: 64 Prozent der 14- bis 19-Jährigen und 60Prozent der 20- bis 29-Jährigen.

Über England und Skandinavien kam einst der Muttertagsbrauch ausden USA nach Deutschland, wo er wie in vielen anderen westlichenLändern jährlich am zweiten Maisonntag gefeiert wird. Der moderneMuttertag gründet auf der Idee der Amerikanerin Ann Jarvis (1864 bis1948). Die Predigertochter wollte damit 1905 ihre verstorbene Mutterehren. Aus dem privaten Gedenken wurde ein Ehrentag, der erstmals1907 gefeiert wurde. Aber bereits im England des 13. Jahrhundertssoll ein «mothering sunday» gefeiert worden sein, an dem «MutterKirche» gedankt werden sollte - und auch der leiblichen Mutter.Missbraucht wurde der Muttertagsgedanke von 1933 an von denNationalsozialisten. Sie benutzten den Tag in bisher unbekannterWeise, um ihr Frauenbild zu etablieren, sagt Cantauw.

Die Mütter selbst stehen der Institution Muttertag ziemlichskeptisch gegenüber, vor allem dann, wenn sich Aufmerksamkeit undZuwendung der Familie auf einen einzigen Tag im Jahr beschränken.Aber auch den Kommerz sehen sie kritisch: Laut Umfrage prangern 49Prozent der Frauen die Geschäftemacherei an. An Selbstbewusstseinfehlt es den meisten Frauen ohnehin nicht. Eine Mutter aus Hamburgbringt es auf den Punkt: «Wenn der Mann im Haus der Kopf der Familieist, so ist die Frau der Hals, der ihn bewegt.»