München München: Dominik Brunner starb an Herzstillstand
München/ddp. - Im Fall Dominik Brunner gibt es neue überraschendeErkenntnisse zur Todesursache: Der Geschäftsmann, der im vergangenenSeptember Opfer einer brutalen Prügelattacke am Münchner S-BahnhofSolln wurde, starb an Herzversagen und offenbar nicht unmittelbar anden Verletzungen, die ihm seine beiden jugendlichen Peiniger mitSchlägen und Tritten zufügten. Die Staatsanwaltschaft bestätigte amWochenende Medienberichte, wonach Herzstillstand zum Tod Brunnersführte. Spekulationen über eine Wende in dem Fall wies die Sprecherinder Anklagebehörde, Barbara Stockinger, allerdings zurück.
«Das war bereits unser Stand bei der Anklageerhebung», betontesie. Die Staatsanwaltschaft wirft den 18 und 19 Jahre altenAngeklagten Mord vor. Stockinger sagte, Brunners Tod sei als Folgeder Prügelattacke eingetreten. «Wenn es die nicht gegeben hätte, dannwäre das Herz nicht stehen geblieben», unterstrich sie. Die Vorwürfegegen die beiden Angeklagten hätten Bestand.
Der «Münchner Merkur» und das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel»berichteten, der 50-jährige Brunner habe an einem Herzfehlergelitten. Er habe einen vergrößerten Herzmuskel gehabt.
Stockinger bestätigte, dass der Rechtsmediziner Letzteres in derObduktion festgestellt habe. «Von einem Herzfehler sprechen wir dabeinicht«, sagte sie. Das endgültige Gutachten werde von dem Expertenerst nach Ende der Beweisaufnahme erstellt. »Er wird erst in derübernächsten Woche gehört«, sagte sie. Was das Ergebnis juristischbedeute, werde danach geklärt.
»Der Spiegel» schreibt, Brunner habe bei der Attacke weder einenSchädelbruch noch andere Knochenbrüche erlitten, die zum Tode hättenführen können.
Seit Dienstag läuft vor der Jugendkammer des Landgerichts Münchender Prozess gegen die beiden zum Tatzeitpunkt 17- und 18-jährigenAngeklagten Markus Sch. und Sebastian L. Sie sollen Brunner bei demgewalttätigen Übergriff im vergangenen September 22 schwere undschwerste Verletzungen zugefügt haben.
Der Fall hatte bundesweit für großes Aufsehen gesorgt. Brunnerhatte sich schützend vor eine Gruppe von vier Kindern gestellt, denendie Angeklagten und ein bereits verurteilter Freund Geld abnehmenwollten. Die Anklage lautet auf Mord aus «niederen Beweggründen»,weil die Staatsanwaltschaft davon ausgeht, dass die beidenJugendlichen sich mit ihrer Attacke für Brunners Eingreifen rächenwollten.
Vermutlich habe die Erregung wegen des Übergriffs Brunners Herz sosehr überfordert, dass es versagte, berichtet der «Spiegel». DenUmstand, dass der Geschäftsmann unter einem vergrößerten Herzen litt,habe die Staatsanwaltschaft bislang der Öffentlichkeit verschwiegen,schreibt das Magazin. In ihrer Anklageschrift hatte dieAnklagebehörde formuliert, Brunner sei «an den Folgen des Angriffsder Angeschuldigten» gestorben.
Die Verteidiger von Sebastian L. kritisierten, erst aufPresseanfragen habe die Behörde eingeräumt, dass Brunner infolgeeines Herzversagens ums Leben gekommen sei. Weiterhin lasse sie dabeiunerwähnt, dass dem 50-Jährigen «keine Verletzungen zugefügt wurden,die zu seinem Tode geführt hätten».
Brunner habe unter einer «krankhaften Herzvergrößerung» gelitten,die bei psychischer oder körperlicher Belastung zu einemKammerflimmern führen könne, führten die Anwälte aus. «Dies war derStaatsanwaltschaft München bereits unmittelbar nach Aufnahme derErmittlungen bekannt. Gleichwohl ließ sie die Öffentlichkeit in demGlauben, Dominik Brunner sei zu Tode getreten worden», schrieben dieVerteidiger und nannten das Vorgehen «empörend».
Die Angeklagten hatten zum Auftakt des Prozesses die rundeinminütige Prügelattacke eingeräumt und sich entschuldigt, zugleichaber eine Tötungsabsicht verneint. Beide gaben ebenso wie zwei derSchüler, die Brunner schützen wollte, an, dass der erste Schlag vondem Geschäftsmann ausgegangen sei. Er habe Markus Sch. ins Gesichtgetroffen, der daraufhin ausgerastet sei. «Es war wirklich klar, dassgleich etwas passiert, daher denke ich, dass Herr Brunner zuerstzugeschlagen hat», sagte der 15 Jahre alte Zeuge Richard M. dazu.
