1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Mordfall Tom und Sonja: Mordfall Tom und Sonja: Staatsanwaltschaft fordert lebenslange Haftstrafen

Mordfall Tom und Sonja Mordfall Tom und Sonja: Staatsanwaltschaft fordert lebenslange Haftstrafen

01.12.2003, 10:32
Die beiden Angeklagten Markus Lewendel (l.) und Markus Wirtz im Mordfall Tom und Sonja sitzen zu Prozessbeginn vor dem Aachener Landgericht hinter Panzerglas auf der Anklagebank (Bildkombo). (Foto: dpa)
Die beiden Angeklagten Markus Lewendel (l.) und Markus Wirtz im Mordfall Tom und Sonja sitzen zu Prozessbeginn vor dem Aachener Landgericht hinter Panzerglas auf der Anklagebank (Bildkombo). (Foto: dpa) dpa

Aachen/dpa. - Im Mordfall Tom und Sonja hat die Staatsanwaltschaft für die beiden Angeklagten lebenslange Haftstrafen gefordert. Markus Lewendel und Markus Wirtz hätten sich des zweifachen Mordes, der Freiheitsberaubung mit Todesfolge und des sexuellen Missbrauchs von Kindern schuldig gemacht, sagte Oberstaatsanwalt Albert Balke am Montag in seinem Plädoyer vor dem Aachener Landgericht. Die Taten seien Ausdruck einer höchst menschenverachtenden Gesinnung. Balke forderte, die besondere Schwere der Schuld festzustellen. Die Verteidigung verzichtete auf einen Antrag zum Strafmaß. Das Urteil gegen die geständigen Männer soll am nächsten Montag verkündet werden.

Mit drastischen Worten schilderte Oberstaatsanwalt Balke, wie Wirtz und Lewendel die «Spirale» hin zu einer unfassbaren Tat in Bewegung setzten: Zunächst die grausamen und pädophil geprägten Fantasien, dann die reale Vorbereitung des Verbrechens und schließlich die Tat am 30. März. Als Polizisten getarnt hätten sie den elfjährigen Tom und seine neun Jahre alte Schwester Sonja auf einer alten Kohlenhalde angesprochen und dort gefesselt. «Was sich in den nächsten Tagen abspielte, ist an Kaltherzigkeit und Grausamkeit kaum zu überbieten», sagte Balke. Wird die besondere Schwere der Schuld festgestellt, wäre eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren ausgeschlossen.

In seinem Schlusswort sagte Markus Wirtz unter Tränen: «Ich bedaure zutiefst alles, was geschehen ist - nicht wegen mir und weil ich hier sitze, sondern wegen der beiden Kinder.» Lewendel äußerte sich nicht. Die Staatsanwaltschaft hatte bei den Angeklagten keine Reue festgestellt.

Die Anwälte der Eltern von Tom und Sonja schlossen sich der Forderung der Staatsanwaltschaft an und plädierten darüber hinaus für eine Sicherungsverwahrung. «Die Taten zeigen das beispiellose Maß an Verrohung und Gefühllosigkeit der Angeklagten», sagte die Anwältin Silke Kirchvogel.

Balke sagte, die Männer hätten Sonja missbrauchen wollen. Sehr schnell seien sie zu dem Schluss gekommen, dass der Junge störe. «Der muss auf den Müll, der stört uns nur. Beide bekommen wir nicht gebändigt», gab Balke die Überlegungen der Angeklagten wieder. Wirtz sei mit dem Jungen auf einen Waldparkplatz gefahren und habe ihn dort erwürgt: «Tom ist 10 bis 15 Minuten gestorben. Das ist fast eine Tagesschau lang. Wirtz ist keinen Augenblick auf die Idee gekommen, das anders zu beenden», sagte Balke.

Nach dieser «langen Tötung» sei er in seine Wohnung gefahren, um seine sexuellen Neigungen auszuleben. Am nächsten Morgen hätten er und Lewendel beschlossen, das Mädchen zu töten. Scharf reagierte Balke auf Lewendels Geständnis, Sonja absichtlich langsam erwürgt zu haben: «Er will auch hier noch mal ganz groß rauskommen. Er hat nicht reflektiert, was er da gemacht hat.» An Lewendel gewandt sagte Balke: «Sie trampeln ein weiteres Mal auf den Seelen der Menschen herum.»

Das Strafmaß für Mord sei lebenslange Haft, stellte Lewendels Anwalt Wolfram Strauch fest: «Ich muss auch sagen, dass ich für die Kammer keinen Weg sehe, die besonders schwere Schuld nicht feststellen zu können.»

Wirtz' Anwalt Gottfried Reims versuchte die Taten mit den Lebensumständen zu erklären. Wirtz habe große Probleme in der Familie und am Arbeitsplatz gehabt, die niemand ernst genommen habe. Die Hilfe, die er nie bekommen habe, werde er hoffentlich im Gefängnis bekommen.

Mordfall Tom und Sonja. (Grafik: dpa)
Mordfall Tom und Sonja. (Grafik: dpa)
dpa