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Mordfall Pascal Mordfall Pascal: Eine Angeklagte soll zur Prostitution gezwungen worden sein

30.09.2004, 11:23
Die Hauptangeklagte im Pascal-Prozess wird von Polizeibeamten in den Gerichtssaal des Saarbrücker Landgerichts geführt. (Foto: dpa)
Die Hauptangeklagte im Pascal-Prozess wird von Polizeibeamten in den Gerichtssaal des Saarbrücker Landgerichts geführt. (Foto: dpa) BECKER&BREDEL

Saarbrücken/dpa. - Eine 40 Jahre alte Angeklagte im Saarbrücker Pascal-Mordprozess ist nach eigenen Angaben von der Hauptangeklagten zur Prostitution gezwungen worden. Auch in dem Kämmerchen der «Tosa-Klause», in dem der fünf Jahre alte Pascal vergewaltigt und ermordet worden sein soll, habe sie gegen Bezahlung mit Kneipengästen Sex gehabt, sagte sie am Donnerstag vor dem Landgericht. Zudem habe sie in mehreren Kneipen Freier getroffen und ihre Verdienste bei der Wirtin abgeben müssen.

In dem Kinderschänder-Prozess müssen sich seit 20. September vierFrauen und neun Männer verantworten. Ihnen wird Mord, schwerersexueller Missbrauch und Beihilfe vorgeworfen. Laut Anklage wurdePascal genau vor drei Jahren, am 30. September 2001, im Hinterzimmerder Klause getötet. Eine 51 Jahre alte, mitangeklagte Putzfrau hattein den vergangenen Verhandlungstagen detailliert die Misshandlungenund den Tod des Jungen beschrieben.

Die 40 Jahre alte Beschuldigte berichtete den Richtern zu Beginnihrer Befragung, dass bei ihr schon früh eine geistige Behinderungund Intelligenzmangel festgestellt worden seien. «Ich wurde von denanderen Kindern immer gehänselt», sagte sie mit stockenden Worten.Vor 20 Jahre sei ihre Mutter umgebracht worden - von dem damaligenFreund der Angeklagten.

Nach mehreren Aufenthalten in psychiatrischen Kliniken undBehindertenwerkstätten sei sie schließlich obdachlos geworden undhabe auf dem Straßenstrich gearbeitet, berichtete die 40-Jährigeweiter. Die hauptangeklagte Wirtin habe sie schließlich - gegen Geld- bei sich einziehen lassen. Sie habe Angst gehabt, auf die Straßegesetzt zu werden, falls sie sich der Prostitution widersetzt. Auchihr jüngstes Kind soll in der Kneipe missbraucht worden sein.

Die 40-jährige Angeklagte war von einer 51-jährigen Putzfrauwährend des Prozesses beschuldigt worden, Pascal im Hinterzimmer derBierkneipe ein Kissen auf das Gesicht gedrückt zu haben, während derJunge von einem 42 Jahre alten Angeklagten vergewaltigt wurde.Anschließend sei der Kleine tot gewesen. Zu diesen Tatvorwürfen wirdsich die Frau voraussichtlich am kommenden Montag äußern.

Mehrere Verteidiger stellten am Donnerstag einen Antrag für einenneuen Ortstermin in der Klause. Damit soll der Wahrheitsgehalt derAussagen der Putzfrau geklärt werden. Die Frau will das Verbrechen andem Kind von der Theke der Bierkneipe aus gesehen haben. NachEinschätzung einiger Anwälte hätte sie dies von ihrem Standort ausjedoch nicht erkennen können.

In dieser Gaststätte soll Pascal zu Tode gequält worden sein. (Archivfoto von 2002: dpa)
In dieser Gaststätte soll Pascal zu Tode gequält worden sein. (Archivfoto von 2002: dpa)
Bub