Medizin Medizin: Für die Tollwut-Patienten gibt es nur wenig Hoffnung

Hamburg/dpa. - Ärzte in drei Kliniken haben am Freitag weiter umdas Leben der an Tollwut erkrankten Organempfänger gerungen. «Es wäre aber fast ein Wunder, wenn die Patienten überleben würden», sagte derChef-Virologe des Hamburger Tropeninstituts, Prof. Herbert Schmitz.«Leider gibt es nicht viele Behandlungsoptionen.» Eine ausgebrocheneTollwut gilt als tödlich. Der Zustand der drei Erkrankten warweiterhin sehr kritisch.
Der nach einer Nierenübertragung an Tollwut erkrankte Patient imNephrologischen Zentrum in Hannoversch-Münden wurde nachKlinikangaben künstlich beatmet und war ohne Bewusstsein. Derendgültige Nachweis für die Tollwutinfektion bei dem aus Detmoldstammenden 70-Jährigen wurde für Samstag erwartet und nicht wieursprünglich angegeben für Freitag.
Der Zustand des Marburger Tollwutpatienten war unverändert äußerstkritisch. «Es hat sich aber nicht weiter verschlechtert», sagte einSprecher des Universitätsklinikums Marburg. Dem Mann waren eine Niereund eine Bauchspeicheldrüse von der Tollwut-infizierten Spenderinverpflanzt worden, die sich vermutlich in Indien mit dem tödlichenVirus angesteckt hatte. Der Patient, der Mitte Vierzig ist, wurdeweiterhin auf der Intensivstation behandelt.
Auch der tollwutkranken Patientin der Medizinischen HochschuleHannover ging es nach Auskunft einer Kliniksprecherin weiter sehrschlecht. Der jungen Frau war die Lunge der Organspenderineingepflanzt worden.
Insgesamt hatten sechs Patienten Organe der infizierten Spenderinbekommen. Dem nicht erkrankten Empfänger der Leber in Heidelberg ginges nach Angaben des Klinikums weiter gut. Anzeichen für einenAusbruch der Infektion gab es nicht. Auch die Mainzer Patienten,denen die Augenhornhäute der Frau eingepflanzt worden waren, warenwohlauf. Bei ihnen waren die Hornhäute umgehend durch solche andererSpender ersetzt worden.
Bei den bereits erkrankten Patienten können Schmitz zufolge Anti-Viren-Mittel und immunstärkende Medikamente eingesetzt werden.Letztere könnten allerdings auch eine Abstoßungsreaktion gegen dieSpenderorgane auslösen, betonte der Virologe. Nach einerOrganverpflanzung wird normalerweise das Immunsystem derOrganempfänger gezielt unterdrückt, um eine lebensgefährlicheAbstoßungsreaktion zu verhindern.
Im vergangenen Jahr hatten US-Ärzte über die Rettung einestollwutkranken Mädchens durch eine experimentelle Behandlung miteinem Anti-Viren-Mittel und eine mehrwöchige intensivmedizinischeTherapie berichtet. Es sei allerdings sehr fraglich, ob der Fall sichmit den Situationen der deutschen Organempfänger vergleichen lasse,kommentierte das Essener Konsiliarlaboratorium für Tollwut. Zudem seider Nachweis von Tollwutviren und damit einer Infektion bei dieserPatientin nicht gelungen, betonte Schmitz. «Alles in allem sind dieAussichten leider sehr gering.»