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Mecklenburg-Vorpommern Mecklenburg-Vorpommern: Rügen wird zum «Walfahrtsort»

Von Ralph Sommer 11.08.2008, 10:34
Ein Buckelwal (Foto: ddp)
Ein Buckelwal (Foto: ddp) ddp

Sassnitz/ddp. - Danntauchte nur wenige Meter von ihm entfernt der massige Körper desBuckelwals auf, der seit einer Woche auf der Ostseeinsel Rügen fürAufregung bei Urlaubern und Anwohnern sorgt.

Kurz vor dem Boot sei der etwa zwölf Meter lange Wal ganz behutsamwieder abgetaucht, berichtet der Angler. Etwa 20 Minuten lang habesich das neugierige Tier in der Nähe aufgehalten. «Dabei hat derimposante Wal immer wieder Fontänen in die Luft gespritzt», sagtHamann.

Beobachtungen dieser Art sind derzeit Glückssache an RügensNordküste, aber auch keine Seltenheit. Inzwischen haben schon Skippervor Kap Arkona, Spaziergänger in Sassnitz, Urlauber in Lohme undCamper vom Zeltplatz Nonnevitz den Wal sichten, fotografieren oderfilmen können. Lohme, wo sich der Wal fast eine ganze Nacht lang vordem Hafen aufhielt, lockt täglich Heerscharen von Schaulustigen an.Viele von ihnen halten auf der Steilküste Ausschau nach «Bucki», wiedas Tier inzwischen von den Lesern der Rüganer «Ostseezeitung»getauft wurde.

Doch jetzt mahnen Forscher, den Wal nicht allzu großen Strapazenetwa durch Schiffslärm auszusetzen. Wenn zu viele Schiffe und Bootean das Tier herankämen, bestehe die Gefahr, dass sie dem Wal denRückweg ins offene Meer versperrten, warnt Klaus Harder vomMeeresmuseum Stralsund. Die von einigen Reedereien zunächstangekündigten Whale-Watching-Törns könnten den orientierungslosen Walabdrängen oder gar stranden lassen. Außerdem bestehe die Gefahr, dassdas Tier gerammt oder gar durch Schiffsschrauben verletzt würde.

Nach der Warnung von Walforschern verzichten die meisten Kapitäneauf spezielle Beobachtungsfahrten. Sondertouren, bei denen der Walmit Sonar aufgespürt werde, gebe es nicht, sagt Heike Hass von derSassnitzer Reederei Ostsee Tour. Natürlich hielten die Schiffsführerwährend der Ausflugsfahrten zu den Kreidefelsen oder zum Kap ArkonaAusschau nach dem Tier. Immerhin habe sich der Wal ja erst amWochenende vor Sassnitz sehen lassen. «Vielleicht haben wir ja auchmal Glück», betont Hass.

Das sieht Helmut Wünscher ähnlich. Der Kapitän der «MS Kalinin» inSassnitz will seinen Gästen an Bord nicht versprechen, was er nichthalten kann. «Dass wir den Wal in dem riesigen Seegebiet zu Gesichtbekommen, wäre ohnehin reiner Zufall», sagt des Sassnitzer. «Lasstdem schönen Tier seinen Frieden!»

Ohnehin wären Walfahrten viel zu aufwendig. Ein Schlepper zumBeispiel, der in Sassnitz für stündlich 250 Euro zum Wale-Watchinggechartert werden kann, wäre fast fünf Stunden zu jenen Plätzenunterwegs, wo das Tier mehrmals gesichtet wurde. Kein Mensch seibislang bereit gewesen, das zu bezahlen, sagt ein Besatzungsmitglied.

Wissenschaftler schließen auch nicht mehr aus, dass sich «Bucki»mittlerweile von den zahlreichen Jungfischen in der Tromper Wiekgestärkt und den Heimweg in den Atlantik angetreten hat.Möglicherweise finde das Tier ja den Ausgang über die Nordsee, hofftdie Stralsunder Walforscherin Anja Gallus. Immerhin war das offenbarschon anderen Walen gelungen. Zuletzt hatten die Wale «Ossi» und«Ossi II» 1978 und 1982 tagelang vor Rügen für Aufregung gesorgt, ehesie wieder verschwanden.