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Umstrittene Tänzerin und Spionin Mata Haris Akte wird 2017 frei gegeben - Tänzerin und Spionin vor 100 Jahren hingerichtet

Von Michael Ossenkopp 23.07.2017, 07:00
Mata Hari als Tänzerin
Mata Hari als Tänzerin dpa

Halle (Saale) - Als nackte Schönheit verband sie auf der Bühne Erotik mit Exotik, doch weltweite Berühmtheit erlangte die Schlangentänzerin als Spionin. Vor 100 Jahren, am 25. Juli 1917, wurde sie von einem Militärgericht wegen Spionage und Hochverrats zum Tode verurteilt. Knapp drei Monate später starb sie durch ein Exekutionskommando. Noch in diesem Jahr sollen in Frankreich bislang geheime Gerichtsakten zugänglich gemacht werden.

Die Rechtmäßigkeit ihrer Hinrichtung ist bis heute umstritten. Aus Mangel an belegbaren Fakten sind Wahrheit und Fiktion nur schwer auseinanderzuhalten. Im Jahr 1999 vom britischen Geheimdienst MI5 freigegebene Akten lassen vermuten, dass Agentin „H 21“ vom deutschen Konsul in den Niederlanden, Karl Cramer, 20 000 französische Francs erhalten hatte. Dafür sollte sie Informationen beschaffen.

Mit bürgerlichem Namen hieß Mata Hari Margaretha Geertruida Zelle. Das Licht der Welt hatte sie am 7. August 1876 im holländischen Leeuwarden erblickt. Ihre Mutter stammte aus Java, die Insel im indischen Ozean gehörte damals zum niederländischen Kolonialreich. Schon früh versucht sie, ihrem zerrütteten Elternhaus zu entfliehen.

Als 19-Jährige heiratet Margaretha den 20 Jahre älteren Rudolph MacLeod, ein Marineoffizier mit schottischen Wurzeln, den sie per Zeitungsinserat kennengelernt hatte. Das Paar übersiedelt nach Niederländisch-Ostindien (heute Indonesien), bereits 1900 kehrt es nach Europa zurück, und zwei Jahre später wird die Ehe geschieden.

Im Frühjahr 1903 zieht Margaretha nach Paris, ins Mekka der damaligen Unterhaltungsindustrie. In einem Lokal am Montmartre tritt sie mit einem indischen Tempeltanz auf. Hier erregt „Lady MacLeod“, wie sie sich nun nennt, erstmals Aufmerksamkeit. Im März 1905 lernt sie den reichen Fabrikanten Emile Guimet kennen. Er gibt ihr den Rat, einen Künstlernamen zu wählen, der besser zu ihren Auftritten passt. Fortan nennt sie sich „Mata Hari“, das bedeutet in der javanischen Sprache „Sonne“, wörtlich übersetzt „Auge“ (Mata) des „Tages“ (Hari).

Mata Hari wurde 1876 als Margaretha Geertruida Zelle geboren

Bald wurden ihre „Tempeltänze“ von zahllosen Nachahmerinnen wie Suzy Deguez und Colette kopiert. Zunächst kann sie sich noch gegen die aufkommende Konkurrenz wehren, aber mit den Jahren sinkt ihr Stern immer weiter. Deshalb lässt sie sich von Konsul Cramer, vermutlich im Spätherbst 1915, für den deutschen Geheimdienst anwerben. Schon bald gerät sie ins Visier der britischen Kollegen.

Die liefern den Franzosen Abschriften aufgefangener Funksprüche, die Mata Hari als deutsche Spionin verdächtig machen. Der französische Geheimdienst hatte sie ebenfalls als Agentin gewonnen, musste aber schnell feststellen, dass sie vor allem Falschinformationen lieferte. Am 13. Februar 1917 wird sie verhaftet, am 15. Oktober wird die 41-Jährige hingerichtet.

Nach französischem Recht müssen Gerichtsakten zu Spionagefällen 100 Jahre unter Verschluss bleiben. Demnach wird die Akte Mata Hari noch in diesem Jahr vom Pariser Amtsgericht geöffnet werden. Historiker versprechen sich davon neue Erkenntnisse und hoffen, dann wilde Spekulationen durch belegbare Tatsachen ersetzen zu können.  (mz)