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Buchungen gehen schon zurück Mallorca: Weniger Buchungen und weitere Aktionen gegen Tourismus

Von Ralph Schulze 16.07.2018, 05:00
Zahlreiche Hotelbauten prägen das Bild in der Bucht vor Costa de la Calma auf Mallorca.
Zahlreiche Hotelbauten prägen das Bild in der Bucht vor Costa de la Calma auf Mallorca. dpa

Palma de Mallorca - Pünktlich zu Beginn der Hochsaison flammen auf der spanischen Ferieninsel Mallorca neue Proteste gegen den Massentourismus auf. An den Fassaden mehrerer Gästeherbergen in der Inselhauptstadt Palma tauchten urlauberfeindliche Parolen auf. „Hotels, raus aus dem Viertel“, sprühten Unbekannte an die Wände. Oder: „Es reicht jetzt mit den Hotels.“ Ähnliche Graffiti hatten bereits in den vergangenen Jahren im Sommer für Unruhe gesorgt.

Am vergangenen Samstag empfing ein Trupp von Demonstranten die Urlauber auf dem Airport Palmas mit Plakaten, auf denen Sprüche standen wie: „Der Tourismus tötet Mallorca.“ Und: „Wer Mallorca liebt, zerstört es nicht.“

Auf Flugblättern, die den überraschten Reisenden in die Hand gedrückt wurden, hieß es: „Mallorca erlebt derzeit eine Umweltkrise. Die Strände sind überfüllt, die Straßen wegen der vielen Mietwagen verstopft, die Müllmenge erreichen jeden Sommer Höchststände.“

Auch soziale Probleme wurden angesprochen: „Mallorca ist das Paradies der prekären Arbeit und der niedrigen Löhne.“ In der Tat weiß man, dass viele Kellner und Zimmermädchen mit unsicheren Fristverträgen und miserablen Bruttogehältern von deutlich unter 1.000 Euro leben müssen.

„Wir Bewohner werden aus unseren Städten und Dörfern vertrieben, wo alles ausschließlich dem Tourismus unterworfen ist“, klagten die Demonstranten. Der Protest auf dem Flughafen war von der Bürgerplattform „Eine Stadt für die Bewohner“ (Ciutat per a qui l’habita) und von der linken Jugendgruppe Arran organisiert worden.

Auch wenn es sich um eher kleine Bewegungen handelt, sprechen sie doch Probleme an, die viele Menschen auf Mallorca beschäftigen. Probleme, die inzwischen sogar die Mitte-Links-Regierung der Balearischen Inseln, zu denen Mallorca gehört, zum Handeln zwangen.

Mallorca: Linke Inselregierung will Touristenzahl reduzieren

Die Inselregierung aus Sozialisten und der linken Regionalpartei Més beschloss vor Monaten, die Zahl der Urlauber zu reduzieren - durch eine Begrenzung der Gästebetten in Hotels und privaten Unterkünften. Sie sollen zunächst nicht weiter wachsen und mittelfristig sogar von bisher 440.000 auf 320.000 gestutzt werden.

Zudem wurde die Privatvermietung von Gästebetten eingeschränkt. Viele Ferienhäuser und Appartements wurden unter der Hand und ohne die notwendige behördliche Lizenz angeboten.

In der Inselhauptstadt Palma hatte die Ausbreitung von Ferienwohnungen zu einem Anstieg der Mietpreise von 40 Prozent in den letzten vier Jahren geführt, berichtete Palmas Bauderzernent José Hila jüngst. Mit dem Ergebnis, dass die einheimische Bevölkerung kaum noch bezahlbaren Wohnraum finde.

Palmas Bürgermeister Antoni Noguera warnte jedoch davor, den Urlaubern die Schuld an den Fehlentwicklungen auf der Insel zu geben. „Der Tourist ist nicht das Problem.“ Sondern die bisherige Politik des zügellosen Wachstums.

Genau das scheint noch aus einem anderen Grund deutlich an seine Grenzen zu gelangen: Die Hotelpreise sind so stark angestiegen, dass Konkurrenz von günstigeren Mittelmeerzielen droht. Die Türkei, Griechenland, Tunesien und Ägypten melden 2018 üppige Zuwachszahlen, auf Mallorca stagnieren die Buchungszahlen oder gehen leicht zurück.

Von Januar bis Ende Mai 2018 kamen - nach vielen Jahren ungestümen Wachstums - laut amtlicher Statistik 0,35 Prozent weniger Urlauber als 2017. Eine Trendwende, die die deutschsprachige Mallorca-Zeitung zu der Frage veranlasste: „Sind die fetten Jahre vorbei?“ (mz)