Mahnmal Mahnmal: Homosexuellen-Kuss-Video künftig auch mit Frauen
Berlin/dpa. - Das umstrittene Video mit einem sich küssendenMännerpaar am Homosexuellen-Mahnmal in Berlin wird mit fastzweijähriger Verspätung ausgetauscht. Künftig zeigt der Film zurVerfolgung während der NS-Zeit nicht nur zwei Männer beim Kuss,sondern verschiedene gleichgeschlechtliche Paare - junge und alte,Männer und Frauen. Am Donnerstag (26. Januar) wird das neue Video derÖffentlichkeit vorgestellt.
Das Mahnmal am Berliner Tiergarten erinnert an die imNationalsozialismus verfolgten Homosexuellen. In dem Steinblock, derdie Stelenform von Peter Eisenmans nahe gelegenem Denkmal für dieermordeten Juden Europas aufnimmt, wird seit der Einweihung im Mai2008 in einer Endlosschleife das Video mit der männlichen Kussszenegezeigt. Küsse zwischen Männern waren in der NS-Zeit strafbar.
Die von Alice Schwarzer herausgegebene Zeitschrift «Emma» hatteden Film schon vor der Eröffnung als einseitig kritisiert, weil erdie weiblichen Opfer ausschließe. Das dänisch-norwegische KünstlerduoMichael Elmgreen und Ingar Dragset schlug daraufhin vor, dasKuss-Video alle zwei Jahre neu gestalten zu lassen.
Ursprünglich sollte es den ersten Wechsel schon 2010 geben. DerWettbewerb um die neue Präsentation habe jedoch länger gedauert alsgeplant, sagte Stiftungssprecherin Felizitas Borzym auf dpa-Anfrage.Die Neugestaltung stammt nun von den drei Künstlern Gerald Backhaus,Bernd Fischer und Ibrahim Gülnar.
Umstritten war, ob der lesbischen Frauen genauso gedacht werdensollte wie homosexueller Männer. Weil in dem neuen Wettbewerb nichtausdrücklich eine männliche Szene gefordert wurden, hatten die Leitermehrerer KZ-Gedenkstätten in Deutschland im März 2010 vor einer«Verfälschung der Geschichte» gewarnt. Im Nationalsozialismus seiennur homosexuelle Männer verfolgt worden, schrieben sie in einemoffenen Brief. Liebe unter Frauen sei zwar verpönt gewesen, aber keinGrund zur Verfolgung.
Der Lesben- und Schwulenverband, Mit-Initiator des Denkmals undMitglied der Auswahljury, ist mit der jetzt gefundenen Lösungeinverstanden. Das Mahnmal habe auch den Sinn, ein Zeichen gegenaktuelle Diskriminierung zu setzen, hatte Bundessprecherin RenateRampf während der Ausschreibung gesagt. «Wir finden es schön, wenndas Mahnmal beweglich ist und einem Prozess unterliegt.»
Während der NS-Zeit wurden rund 50 000 Männer wegen ihrerHomosexualität verurteilt. Teilweise konnten die NS-Behörden dieKastration Verurteilter erzwingen. Mehrere tausend Schwule wurden inKonzentrationslager verschleppt. Ein großer Teil von ihnen überlebtedie Lager nicht. Sie starben wegen Hunger, Krankheit und Misshandlungoder wurden Opfer gezielter Mordaktionen.