Luftverkehr Luftverkehr: Airbus schafft A380-Evakuierungstest in 80 Sekunden

Hamburg/dpa. - Das weltgrößte Passagierflugzeug A380 hat eineweitere Hürde auf dem Weg zum Linienbetrieb genommen. In geradeeinmal 80 Sekunden schafften es die 873 Passagiere und Crewmitgliederam Sonntag in Hamburg, über Notrutschen aus dem riesigen Flieger zukommen - rund 10 Sekunden schneller als vorgegeben. «Airbus hat damiteinen neuen Weltrekord aufgestellt», sagte Airbus VorstandschefGustav Humbert in Anschluss an den mit Spannung erwartetenEvakuierungstest. Er sei hochzufrieden mit dem Ablauf.
«Wir sind auch sehr zufrieden», sagte Norbert Lohl von dereuropäischen Luftsicherheitsbehörde EASA. Die Behörde werde nun dieAufzeichnungen des Tests auswerten. «Am Ende werden wir morgen oderÜbermorgen ein endgültiges Ergebnis haben», sagte Lohl. Dann werdeauch entschieden, ob ein weiterer Test notwendig sei.
Größere Probleme habe es nicht gegeben, sagte Humbert. Allerdingshabe sich einer der Test-Passagiere den Oberschenkel gebrochen. «Wirwerden ihn heute Abend noch einmal persönlich im Krankenhausbesuchen», sagte Humbert. Einige andere Übungsteilnehmer erlittendemnach leichte Verletzungen. Die Übung fand am Sonntagnachmittag ineiner Halle auf dem Hamburger Werksgelände des Flugzeugherstellersstatt. Für den erfolgreichen Abschluss mussten die 853 Reisende unterAnleitung einer 20-köpfigen Testcrew die Maschine in maximal 90Sekunden über Notrutschen verlassen.
Die Rettung von Passagieren und Besatzung über aufblasbareNotrutschen ist seit Jahrzehnten bewährt. Sie muss nicht nur voneinem Hersteller demonstriert werden, wenn ein neues Flugzeug auf denMarkt kommt. Flugbegleiter üben die Evakuierung regelmäßig inspeziellen Simulatoren. Bei der raschen Flucht aus der Flugzeugkabinekommt es nicht nur auf einen möglichst hindernisfreien Weg zu denAusgängen oder die Zahl der Passagiere an. Im Notfall ist auch dasTrainingsniveau der Besatzung entscheidend.
Der erste Airbus A380 startete im April 2005 zu seinemJungfernflug in Toulouse. Seitdem absolvieren mehrereVersuchsflugzeuge ein umfangreiches Testprogramm. Und der Zeitplanfür die weitere Erprobung ist straff: Ende des Jahres soll erstmalseine A380 an den Startkunden Singapore Airlines ausgeliefert werdenund in den Liniendienst gehen.
Bisher sind bereits 159 Exemplare des A380 fest bestellt. Airbuswill mit dem Flugzeug das jahrzehntelange Monopol von Boeing imMarktsegment der Flugzeuge mit mehr als 400 Sitzplätzen brechen. Deramerikanische Konzern verkaufte in den vergangenen 35 Jahren indiesem Bereich mehr als 1400 Boeing 747-Jumbo-Jets. Airbus rechnet imSegment der extrem großen Verkehrsflugzeuge mit einem Bedarf von rund1600 Flugzeugen bis zum Jahr 2023, das Auftragsvolumen schätzt derHersteller auf 416 Milliarden US-Dollar.
