Luftverkehr Luftverkehr: 148 Tote bei Flugzeugabsturz über Rotem Meer

Kairo/Paris/dpa. - Nach Angaben des stellvertretenden französischen Verkehrsministers Dominique Boissereau hat wahrscheinlich eine technische Panne den Unfall verursacht. Die Staatsanwaltschaft in Paris hat inzwischen Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet.
Alles werde unternommen, um die Ursachen dieses Unfallsaufzuklären, sagte der Staatsanwalt Jean-Louis Nadal vor der Presseam Samstag. «Wir können keine Hypothese ausschließen», sagte Nadal.In Ägypten sollen nun drei verschiedene Kommissionen den Unfalluntersuchen. Das berichtet die MENA Nachrichtenagentur unter Berufungauf das Luftfahrtministerium des Landes am Samstag.
Die Maschine, Baujahr 1993, habe kurz nach dem Start ein Problemgehabt, sagte Boissereau. Beim Versuch, zum Flughafen zurückzukehren,sei das Flugzeug ins Meer gestürzt. Auch die ägyptischen Behördensprachen von einem technischen Problem. Es habe keine Explosion anBord gegeben, hieß es nach Angaben der ägyptischen Luftfahrtbehörde.
Stücke der Maschine schwammen an der Meeresoberfläche vor derKüste des Touristenstrandes von Naama. Es gebe aber keine Zeichen vonVerbrennungen, hieß es. Wrackteile liegen nach Angaben vonRettungskräften in 1000 Meter Tiefe. Dies mache die Suche nach Opfernsehr schwierig. Bisher hätten Bergungsmitarbeiter Leichenteile einesKleinkindes geborgen, sagte Hamdi Sami, Inhaber einesRettungsunternehmens in Scharm el Scheich an der Südspitze der Sinai-Insel. Laut Sami sind etwa 10 Schiffe, zwei Militärhubschrauber undein Militärflugzeug an der Suchaktion beteiligt. Nach Einbruch derDunkelheit wurde sie unterbrochen und soll früh am Sonntagfortgesetzt werden.
Am Flughafen in Paris spielten sich bei Freunden und Angehörigender Opfer dramatische Szenen ab. Einige der Wartenden erlittenSchwächeanfälle. In einem Hotel standen Psychologen und Ärzte bereit,um den Trauernden beizustehen. Ganze Familien hätten sich an Bord derUnglücksmaschine befunden, sagte Boissereau. In der Ankunftshalle vonRoissy Charles de Gaulle stand auf der elektronischen Anzeigentafelneben dem Flug FSH 604 nur das Wort «verspätet».
Nach dem Flugschreiber der Maschine wird noch gesucht. LautExperten in Deutschland ist er entscheidend für die Klärung derUrsache des Absturzes. Registriert werden unter anderem Höhe,Geschwindigkeit oder Gashebel-Stellung im Moment eines Unfalls. Biszur abschließenden Klärung der Absturzursache kann es aber mehrereJahre dauern.
Aus mehreren Ländern Europas trafen Beileidsschreiben fürFrankreich und Ägypten ein. «Ich spreche Ihnen, den Angehörigen unddem französischen Volk mein tief empfundenes Beileid aus», schriebBundeskanzler Gerhard Schröder dem französischen Präsidenten JacquesChirac. Chirac äußerte sich «bestürzt über diese schrecklicheKatastrophe, bei der viele unserer Landsleute gestorben sind». Auchdie britische Königin Elisabeth II. kondolierte. Der US-amerikanischeAußenminister Colin Powell rief seinen französischen KollegenDominique de Villepin an. Dabei übermittelte er die «Anteilnahme deramerikanischen Regierung nach diesem schrecklichen Unfall in Scharmel Scheich.»
Angesichts der verstärkten Terrorwarnungen waren in Ägyptensogleich Befürchtungen über einen möglichen Anschlag aufgekommen.Seit Monaten sind auch in dortigen Flughäfen die Sicherheitsmaßnahmendeutlich verschärft worden, oftmals zur Verzweiflung der Passagiere,die durch die mehrfachen Kontrollen Verspätungen in Kauf nehmenmüssen.