1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Gerichtsverhandlung: Lehrer räumt Missbrauchsvorwürfe ein - vier Jahre Haft

Eil

Gerichtsverhandlung Lehrer räumt Missbrauchsvorwürfe ein - vier Jahre Haft

Sexuelle Übergriffe an Schulen erschüttern Thüringen: Jetzt stand ein Lehrer aus Bad Salzungen vor Gericht. Der erste Verhandlungstag war auch gleich der letzte: Der Mann gestand alle Vorwürfe.

Von dpa Aktualisiert: 20.11.2025, 17:51
Zum Verhandlungsauftakt zeigte sich der Angeklagte geständig.
Zum Verhandlungsauftakt zeigte sich der Angeklagte geständig. Marie Frech/dpa

Meiningen - Ein wegen sexuellen Missbrauchs von vier minderjährigen Schülerinnen angeklagter Lehrer aus Thüringen ist zu mehreren Jahren Haft verurteilt worden. Der Mann hatte die Taten in vollem Umfang gestanden, er erhielt eine Gesamtfreiheitsstrafe von vier Jahren, wie ein Gerichtssprecher mitteilte. 

„Es tut mir alles unglaublich leid“, sagte der 36-Jährige zum Auftakt der Verhandlung am Landgericht Meiningen. Er bereue die Taten zutiefst. Damit gab der Mann unter anderem auch den mehrfachen sexuellen Missbrauch einer ehemaligen Schülerin und ihre Vergewaltigung zu. Der Mann war als Seiteneinsteiger an einer Schule in Bad Salzungen und als Jugendwart der Wasserwacht tätig. 

Vorwurf: Nachhilfeschülerin vergewaltigt

Dem damals 15-jährigen Mädchen habe er Nachhilfeunterricht gegeben, hieß es in der Anklage. Zunächst habe er ihr in Chatnachrichten Komplimente gemacht, dann aber auch ein Foto geschickt, wie er an sich selbst sexuelle Handlungen vornahm. Bei sechs privaten Treffen mit der Minderjährigen soll er das Mädchen zum Geschlechtsverkehr gezwungen haben.

Die Jugendliche sei unter anderem wegen der „überlegenen Autorität“ des Angeklagten überfordert gewesen. Zudem soll der Mann laut Anklage die 15-Jährige aufgefordert haben, bei einem Schulgespräch über ihr Verhältnis den Kontakt zwischen ihnen zu leugnen.

Chats mit sexuellen Inhalten

Weiteren Schülerinnen, die zum Tatzeitpunkt 12 bis 13 Jahre alt waren, soll der Mann sexuelle Chatnachrichten und pornografische Bilder von sich selbst geschickt haben. Auch soll er entsprechende Fotos von den Mädchen verlangt haben. Seit Juni sitzt der Mann in Untersuchungshaft, die Taten passierten zwischen 2022 und April 2025. 

Mütter als Zeuginnen: Töchtern geht es schlecht

Als Zeugen waren auch die Eltern der betroffenen Mädchen geladen. Eine Mutter kämpfte mit den Tränen und erklärte, dass sich ihre Tochter seit den Vorfällen in sich zurückgezogen habe, unter Konzentrationsschwierigkeiten leide und ihre schulischen Leistungen nachgelassen hätten.

Auch die Mutter eines anderen Mädchens, dem der Angeklagte sexuelle Inhalte in Chats schickte, beschrieb, wie sehr ihre Tochter belastet sei. „Sie sagte mir neulich, sie könne nicht in den Klassenraum gehen, das sei sonst wie ein Déjà-vu für sie.“ 

Vor ein paar Wochen Lehrer in Erfurt verurteilt

Erst Ende Oktober hatte das Landgericht Erfurt einen Gymnasiallehrer wegen des jahrelangen sexuellen Missbrauchs einer Schülerin zu fünf Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Ein Vertrauenslehrer an derselben Schule wurde inzwischen ebenfalls wegen des sexuellen Missbrauchs und der Vergewaltigung anderer Schülerinnen angeklagt. Sein Prozess steht noch aus. Der Schulleiter des Erfurter Gymnasiums räumt nach dem Missbrauchsskandal zum 1. Dezember seinen Posten.

Das Urteil gegen den 36-Jährigen am Landgericht Meiningen ist bereits rechtskräftig. Ursprünglich war mit einer Urteilsverkündung erst später gerechnet worden.