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Lebensmittel Lebensmittel: Döner-Erfinder Kadir Nurman geehrt

Von Christian Thiele 24.09.2011, 12:27
Der 78-jährige Kadir Nurman brachte 1972 das wohl bekannteste Gericht der türkischen Küche, den Döner, in die Bundesrepublik. (FOTO: DPA)
Der 78-jährige Kadir Nurman brachte 1972 das wohl bekannteste Gericht der türkischen Küche, den Döner, in die Bundesrepublik. (FOTO: DPA) Coskun Tuna

Berlin/dapd. - Am Bahnhof Zoo in Berlin drehte sich dasGrillfleisch am Spieß. Die ersten Döner im Fladenbrot verkaufteNurman in einer Eisdiele.

«In der Türkei wird er auf einem Teller serviert, nicht im Brot»,sagt Kadir Nurman, der am Samstag auf der bundesweit einzigen Messefür Unternehmen der Dönerindustrie in Berlin für sein Lebenswerkausgezeichnet wurde. Als Eisverkäufer beobachtete der Türkezunächst, wie der Wirtschaftsaufschwung der Nachkriegsjahre dieMenschen in West-Berlin immer hektischer werden ließ. Die Berlinernahmen sich immer weniger Zeit für Mahlzeiten.

Kollegen würdigen den «Döner-Papa»

«Da habe ich mir überlegt, wie ich den Döner dem Wandel derEssgewohnheiten anpassen kann», erzählt der 78-Jährige, der vonKollegen liebevoll «Döner-Papa» genannt wird. Also packte er dieFleischscheiben in ein Brot, gab etwas Gemüse dazu - fertig. «DieAnfänge waren aber schwer», erinnert er sich. Die Berliner hättendem Essen skeptisch gegenübergestanden. Lediglich seine Landsleuteund arabische Jugendliche zeigten sich am Anfang begeistert vomDöner Kebab.

An einen Siegeszug durch Deutschland habe er zunächst nichtgeglaubt, sagt er und schaut in den zwei Messehallen auf dieDönerspieße, die von dem Erfolg des mittlerweile liebstenFast-Food-Snacks der Deutschen künden. Die Branche floriert und gibtZehntausenden Arbeit, der Skandal um Gammelfleisch scheintvergessen. «300 D-Mark konnten die Verkäufer in den Anfangsjahrenpro Tag erzielen», erzählt der Vorsitzende des Vereins türkischerDönerhersteller in Europa, Tarkan Tasyumruk. Im vergangenen Jahrseien bundesweit 2,7 Milliarden Euro umgesetzt worden. Europaweitwaren es seinen Angaben zufolge 3,5 Milliarden Euro. An 17.000Verkaufsstellen in Deutschland gebe es heute Döner.

Türkische Botschaft regt Ausbildung in Döner-Buden an

«Über den Erfolg freue ich mich natürlich», sagt Kadir Nurmanbescheiden, der 1960 nach Deutschland kam, zunächst in Stuttgartwohnte und später nach West-Berlin zog. Eine Erklärung für dieErfolgsgeschichte habe er allerdings nicht. Mit seiner kulinarischenErfindung habe Kadir Nurman nicht nur Arbeitsplätze geschaffen,betont der türkische Botschafter in Berlin, Ahmet Acet, beimMesserundgang. Die Döner-Branche leiste gleichermaßen einen Beitragzur Integration der in Deutschland lebenden Türken. Acet sprichtsich zudem für Döner-Buden als Ausbildungsbetriebe aus.

Kadir Nurman isst gelegentlich noch Döner. 1990 sei er in denRuhestand gegangen, erzählt er, während er seinen Preis für einLebenswerk in den Händen hält. Der Verein türkischer Dönerherstellerin Europa hat ihn gleich zum Auftakt der zweitägigen Messeausgezeichnet, auf der Unternehmer und Gastronomen im Postbahnhof amOstbahnhof Kontakte knüpfen und Geschäfte anbahnen sollen.

Reich sei er mit dem Döner aber nicht geworden, sagt der inBerlin lebende Türke. Der 78-Jährige hat sich die kulinarischeErfindung nicht markenrechtlich schützen lassen. Stolz sei er aber,unterstreicht er, dass nun auch in der Türkei Döner im Brot gegessenwerde. «Das haben sich die Türken von Deutschland abgeschaut.»

Döner-Tasche (FOTO: DPA)
Döner-Tasche (FOTO: DPA)
dpa