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Kriminalität Kriminalität: 24-Jähriger Mann gesteht den Mord an Peggy

22.10.2002, 09:53
Das Archivbild zeigt ein Polizeifoto der kleinen Peggy Knobloch aus dem oberfränkischen Lichtenberg.
Das Archivbild zeigt ein Polizeifoto der kleinen Peggy Knobloch aus dem oberfränkischen Lichtenberg. Polizei

Hof/Lichtenberg/dpa. - Nach dem Geständnis des 24-Jährigen hat sein Vater den Körper vonPeggy beiseite geschafft, was dieser jedoch bestreitet. Nach Angabender Polizei verfügt der Vater, ein Gastwirt, über kein «schlüssigesAlibi». Außerdem habe er sich zur Tatzeit in der Nähe des Tatortsaufgehalten. Als Angehöriger brauche er jedoch keine Bestrafung wegenStrafvereitelung fürchten, betonten die Ermittler. Man hoffe deshalb,dass er das Leichenversteck offenbare.

Unterdessen gerät die Kriminalpolizei wegen ihrerErmittlungstaktik in die Kritik. Nach Angaben der Sonderkommissionlag ihr seit August 2001 ein Geständnis des 24-Jährigen vor, wonacher Peggy noch kurz vor deren Verschwinden sexuell missbraucht hat.Demnach hatte er das Kind zu Computerspielen in sein Zimmer imElternhaus gelockt. Hinter verschlossener Tür hatte er sich an ihrsexuell vergangen. Der 24-Jährige selbst habe von einerVergewaltigung gesprochen.

Doch die Ermittler hielten das falsche Alibi des von der Familiegedeckten Mannes für wasserdicht. Obwohl Peggys Mutter den 24-Jährigen verdächtigte, schloss die Polizei lange Zeit aus, dass eretwas mit dem Verschwinden des Kindes zu tun haben könnte. Auf dasKonto des Mannes sollen noch rund 20 weitere Fälle sexuellenMissbrauchs zwischen 1996 bis 2001 im Raum Lichtenberg gehen.

Dem Geständnis zufolge hat sich die Tat so abgespielt: Am Mittagdes 7. Mai 2001 passte der Mann Peggy auf dem Weg von der Schule nachHause in der kaum belebten Ortsmitte von Lichtenberg ab. Er fragtesie, ob sie ihrer Mutter von den Geschehnissen vier Tage zuvorerzählt habe. Das Mädchen habe sofort versucht, davonzulaufen, seiaber gestürzt. Sie habe dann gesagt, sie werde alles ihrer Muttererzählen und ihn bei der Polizei anzeigen.

Zur Bluttat kam es auf einem abgelegenen Treppenaufgang außerhalbder Stadtmauer, wohin das Mädchen geflüchtet war. Der Mann warf Peggyzu Boden und hielt ihr Mund und Nase so lange zu, bis sie sich nichtmehr rührte, schilderte der Leiter der Sonderkommission, WolfgangGeier. Anschließend habe er seinen Vater in der nur etwa 50 Meterentfernten Gaststätte verständigt. Dieser habe den Leichnam in eineDecke gehüllt und ihn mit seinem Wagen fortgebracht. Wohin, wisse erauch nicht, habe der Gastwirtssohn ausgesagt.

Der Beschuldigte sitzt seit einem Jahr in einer psychiatrischenKlinik und hat sein Geständnis inzwischen widerrufen. Einpsychiatrischer Sachverständiger sei aber zu dem Ergebnis gekommen,dass «sein Geständnis mit hoher Wahrscheinlichkeit in einem Erlebnisbegründet ist», sagte der Leitende Hofer Oberstaatsanwalt ErnstTschanett. Zudem decke sich das Geständnis des geistig Behindertenmit den Erkenntnissen der Polizei. «Es gibt keine vernünftigenZweifel daran, dass der beschuldigte 24-jährige Lichtenberger derTäter ist», unterstrich Tschanett. Allerdings räumte Soko-LeiterGeier ein: «Wir haben zwar eine ganze Reihe von Indizien, aber keineSachbeweise.»

Der seit Juli immer wieder vernommene verdächtige Gastwirtssohnhabe unter dem Eindruck neuer Erkenntnisse der Soko schließlich dieTötung Peggys gestanden, berichtete Geier. Zur Frage, warum es erstder im Februar neu besetzten Sonderkommission gelungen war, das Alibides Gastwirtssohns zu erschüttern, sagte Geier: «Die neueSonderkommission hat offenbar mit Zeugen sprechen können, die vorherzu keiner Aussage bereit waren.»

Staatsanwalt Ernst Tschanett (r) und der stellvertetende Polizeidirektor Harald Osel (l) sprechen am Dienstag (22.10.2002) in Hof zu den Medienvertretern. Die neunjährige Peggy aus dem oberfränkischen Lichtenberg ist einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen. Bereits am Tag ihres Verschwindens, dem 7. Mai 2001, sei sie von einem 24-jährigen Nachbarn in einem Waldstück bei Lichtenberg getötet worden, teilten Staatsanwaltschaft und Polizei mit.)
Staatsanwalt Ernst Tschanett (r) und der stellvertetende Polizeidirektor Harald Osel (l) sprechen am Dienstag (22.10.2002) in Hof zu den Medienvertretern. Die neunjährige Peggy aus dem oberfränkischen Lichtenberg ist einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen. Bereits am Tag ihres Verschwindens, dem 7. Mai 2001, sei sie von einem 24-jährigen Nachbarn in einem Waldstück bei Lichtenberg getötet worden, teilten Staatsanwaltschaft und Polizei mit.)
dpa