Kriminalität 2002 Kriminalität 2002: Spektakuläre Prozesse und brutale Todesschützen

Hamburg/dpa. - Verbrechen mit bislang beispielloser Gewalt in Deutschland, Morde an Kindern und spektakuläre Prozesse haben 2002 tiefe Trauer ausgelöst und für Empörung gesorgt. Während einige Verbrecher abgeurteilt hinter Gittern sitzen, müssen sich andere Verdächtige noch verantworten oder auf einen Prozess warten.
31. Januar: Daniel und Manuela Ruda werden im «Satanisten»-Prozess zu 15 beziehungsweise 13 Jahren Haft wegen Mordes im Zustand verminderter Schuldfähigkeit verurteilt. Sie hatten im Juli 2001 einen Bekannten mit 66 Messerstichen, Machetenhieben und Hammerschlägen getötet. Ihre Erklärung: Sie wollten dem Teufel eine Seele opfern.
2. April: Nach einem Banküberfall im niedersächsischen Wrestedt nehmen drei Räuber zwei Frauen als Geiseln. Der Überfall ist Ausgangspunkt für eine spektakuläre Verfolgungsjagd über 1600 Kilometer bis in die Ukraine. Osteuropäische Ermittler bewegen die Kidnapper zur Aufgabe. Die Männer werden nach ihrer Auslieferung im August in Lüneburg zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.
26. April: Bei einer in Deutschland beispiellosen Gewalttat erschießt der 19-jährige Robert Steinhäuser im Erfurter Gutenberg- Gymnasium 16 Menschen und sich selbst. 12 Lehrer, 1 Sekretärin, 2 Schüler und 1 Polizist werden von dem Einzeltäter in wenigen Minuten getötet. Motiv: ein Rachefeldzug. Er musste zuvor die Schule verlassen.
27. September: Der Frankfurter Bankierssohn Jakob von Metzler wird auf dem Weg von der Schule nach Hause entführt und ermordet. Vier Tage später wird die Leiche des Kindes an einem Waldsee gefunden. Ein festgenommener Jura-Student gesteht die Tat.
24. Oktober: Nach einer mysteriösen Mordserie in den USA werden im Bundesstaat Maryland zwei bewaffnete Männer als mutmaßliche Heckenschützen festgenommen. Insgesamt werden dem bei der Festnahme 41-jährigen John Allen Muhammad und dem 17 Jahre alten John Lee Malvo Anfang Dezember 18 Anschläge mit 13 Todesopfern zur Last gelegt. Ihnen droht die Todesstrafe.
24. Oktober: Ex-Tennisstar Boris Becker kann aufatmen: Der zu diesem Zeitpunkt 34-Jährige wird in seinem Prozess vor dem Landgericht München wegen Steuerhinterziehung zu einer Bewährungs- und Geldstrafe verurteilt. Hinter Gitter muss er nicht. «Das Leben hat mich wieder. Ich werde mir mein Glück wieder erarbeiten», sagt er wenig später.
28. Oktober: Zwei Jahre nach seiner spektakulären Flucht beginnt im brandenburgischen Neuruppin der Prozess gegen den einst meist gesuchten Schwerverbrecher Deutschlands, Frank Schmökel. Der Sexualstraftäter hatte am 25. Oktober 2000 zwei Pfleger niedergestochen und seine Mutter schwer verletzt. Auf der Flucht erschlug er einen Rentner. Ein Urteil wurde noch für 2002 erwartet.
30. Oktober: Gefängniskost statt Kaviar: Nach jahrelangem juristischem Tauziehen wird der mutmaßliche Millionen-Betrüger Jürgen Harksen von Südafrika nach Deutschland ausgeliefert. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, 62 Anleger um 32,2 Millionen Euro betrogen zu haben. Prominentes Opfer: Dieter Bohlen. Harksen soll Anfang 2003 der Prozess gemacht werden.
6. November: Mehr als ein Jahr nach dem Mord an der acht Jahre alten Julia aus dem hessischen Biebertal muss sich ein Nachbar vor Gericht verantworten. Ihm wird vorgeworfen, das Mädchen im Juni 2001 missbraucht und anschließend getötet zu haben.