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Kriminalität Kriminalität: 20-jähriger Wachmann bei Raubüberfall in Berlin getötet

Von Claudia Pietsch und Berthold Stadler 22.12.2007, 15:08
Eine Frau legt in Berlin vor einer Supermarktfiliale in Berlin-Reinickendorf, Ortsteil Konradshöhe, Blumen nieder. In der Nacht war bei einem Überfall ein 20 Jahre alter Wachmann getötet worden. (Foto: dpa)
Eine Frau legt in Berlin vor einer Supermarktfiliale in Berlin-Reinickendorf, Ortsteil Konradshöhe, Blumen nieder. In der Nacht war bei einem Überfall ein 20 Jahre alter Wachmann getötet worden. (Foto: dpa) dpa

Berlin/ddp. - Anwohner kommen vorbei undwerfen neugierige oder trauernde Blicke auf den Laden, der kurz vorWeihnachten Schauplatz eines tödlichen Geschehens wurde. Bei einembewaffneten Überfall auf den Markt im Ortsteil Konradshöhe ist amFreitagabend ein 20-jähriger Wachmann erstochen worden.

Drei weitere Personen wurden einem Polizeisprecher zufolgeverletzt. Darunter befindet sich der 45 Jahre alte Leiter derFiliale, der schwere Stichverletzungen erlitt und ein 24 Jahre alterAngestellter, der leicht verletzt wurde. Der Marktchef kam insKrankenhaus. Er schwebt aber nicht in Lebensgefahr.

Ein 22-Jähriger wurde unter dringendem Tatverdacht noch am Ort desGeschehens festgenommen. Gegen ihn wurde am Samstagabend Haftbefehlerlassen. Hinweise auf Komplizen gibt es dem Sprecher zufolge nicht.Noch am Freitagabend hatten Beamte eines Spezialeinsatzkommandos(SEK) das Gelände rund um den Markt nach eventuellen Mittäternabgesucht. Bei dem Toten handelt es sich um Ugur U. , der erst seitgut drei Wochen bei der Wachschutzfirma angestellt war. Der gebürtigeBerliner stammte aus einer türkischen Zuwandererfamilie.

Ersten Ermittlungen zufolge drang der mutmaßliche Räuber zweiStunden vor Mitternacht in den Supermarkt ein, bedrohte denFilialleiter, einen weiteren Angestellten sowie den jungen Wachmannmit vorgehaltenen Waffen. Der Wachmann habe versucht, gegen denEindringling vorzugehen, wurde von diesem jedoch mit einem Messer soschwer verletzt, dass er trotz notärztlicher Hilfe wenig später amTatort starb, sagte der Sprecher. Der 22-jährige mutmaßliche Tätererlitt bei dem Kampf ebenfalls Verletzungen und wird in einemHaftkrankenhaus behandelt. Der Mann sei der Polizei zuvor nichteinschlägig bekannt gewesen, sagte der Sprecher.

Am Morgen nach den Geschehnissen hängt an dem Supermarkt einSchild, auf dem steht: «Aus terminlichen Gründen geschlossen." MitHandschrift hat jemand das Attribut «menschlichen» darübergekritzelt. Auch Ali U., ein Bruder des Getöteten, ist wie andereAngehörige des Opfers zum Tatort gekommen. Er kann es einfach nichtfassen, dass Ugur tot ist. «Mein Bruder wollte nur kurz Wachschützerbleiben, es war nur ein Übergangsjob, eigentlich wollte er eineAusbildung machen», erzählt er.

Ali U. kann auch nicht verstehen, dass sich zunächst weder dieWachschutzfirma noch die Supermarktkette bei seiner Familie gemeldethätten. Dann schaut er auf das handgeschriebene Plakat, das offenbarein Anwohner an einen Abfalleimer des Supermarktes gehängt hat.Darauf steht einfach nur: «Wir Konradshöher trauern um den jungenMann vom Sicherheitsdienst, der hier gestern brutal ums Leben kam.»Erst im Oktober war ebenfalls im Bezirk Reinickendorf ein Wachmanngetötet worden. Der 53-Jährige war beim Überfall auf einenGeldtransporter erschossen worden.

Und am Samstag war die Berliner Polizei bereits wieder mit einemÜberfall auf einen Supermarkt beschäftigt. In Wilmersdorf überfielenvier Täter einen Markt, verletzten einen Angestellten mit einemSchlagstock und bedrohten weitere Mitarbeiter mit einer Schusswaffe.Mit Geld aus der Ladenkasse flohen die Täter unerkannt.