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Kriminalfall «Israel» Kriminalfall «Israel»: Entlastet Brief Ehemann nachträglich?

11.05.2001, 14:06

Görlitz/(dpa. -    Im Kriminalfall «Israel» soll ein anonymerBrief den ehemals Hauptverdächtigen nachträglich entlasten, der imFebruar vom Landgericht Görlitz vom Vorwurf des Mordes freigesprochenworden war. Nach einem Bericht der «Bild»-Zeitung (Freitagsausgabe)soll der im Aufsehen erregenden Mordprozess Angeklagte Peter Israel(43) in dieser Woche das Schreiben erhalten haben. Darin werdemitgeteilt, dass seine 1992 spurlos verschwundene Frau Sonnhild lebeund sich in Hamburg aufhalte. Der Verfasser behaupte weiter, die 33-jährige Vermisste zu kennen und mehrfach mit ihr gesprochen zu haben.

   Er will Sonnhild Israel während der Verhandlung gegen ihren Gattengedrängt haben, sich der Polizei zu stellen. Das habe sie abgelehnt,um sich so wegen angeblicher Misshandlungen in der Ehe zu rächen,hieß es in dem Brief. Peter Israel drohte damals auf Grund vonIndizien eine Verurteilung zu lebenslanger Haft. Der zuständigeStaatsanwalt, Sebastian Matthieu, der in Revision gehen will, hat denanonymen Brief bislang nicht einsehen können. Nach der angekündigtenÜbersendung durch Peter Israels Anwalt, Jürgen Neumann, solle dasSchriftstück kommende Woche kriminaltechnisch auf Fingerabdrücke undDNA-Spuren geprüft werden.

Er halte den anonymen Brief, den ihm sein Mandant schicken wolle,für authentisch, sagte Neumann der dpa. Nach Anhaltspunkten in derVergangenheit seien die Zeilen der erste konkrete Hinweis darauf,dass Sonnhild Israel noch lebe. «Der Schreiber nennt Interna aus demFamilienumfeld der Israels, die nur ein Prozessteilnehmer oder einVertrauter der Familie wissen kann». Es deute trotz des unleserlichenPoststempels einiges darauf hin, das der Brief auf einemnorddeutschen Postamt aufgegeben worden ist. Ein ehemaligerLebensgefährte von Sonnhild Israel lebe immer noch in Hamburg.

Neumann vermutet, dass der Verfasser erst jetzt, zehn Wochen nachdem Urteil, sein Schweigen breche, da er die Verschwundene beimAufbau einer neuen Existenz nicht habe behindern wollen: «Da hatjemand lange mit sich gerungen», sagte der Anwalt. Wie sich derBrief, in dem Peter Israel zu seinem Freispruch gratuliert werde, aufeine mögliche Revisionsverhandlung auswirken werde, wollte derStrafverteidiger zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschätzen. Denkbarsei, dass die Staatsanwaltschaft nach dem Aufgeber suchen lasse.

   Von Sonnhild Israel, Mutter zweier Kinder, gibt es seit knapp neunJahren kein Lebenszeichen. Damals wurde der Fall nach ihremVerschwinden im Kurort Jonsdorf von der Polizei nur alsVermisstenangelegenheit untersucht. Vergangenes Jahr wurden dieErmittlungen nach einem anonymen Hinweis auf den möglichen Fundortder Leiche von der Staatsanwaltschaft wieder aufgenommen. Obwohl beiumfangreichen Grabungen auf dem Grundstück der Israels und imWohnhaus keine Überreste gefunden wurden, stand Peter Israel unterdringendem Verdacht, seine Ehefrau, die sich von ihm trennen wollte,ermordet zu haben.