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"Krebs ist ein Arschloch" "Krebs ist ein Arschloch": Ex-Pirat Claudius Holler bittet in Youtube-Video um Hilfe

Von Izabela Koza 31.03.2016, 16:00

Köln/Hamburg - „Kleine Trigger-Warnung vorab: Es geht heute um Krebs“, sagt Claudius Holler zu Beginn eines 17-minütigen Videos in die Kamera, das seit Mittwoch auf Youtube zu sehen ist und warnt: „Bitte schaue nur weiter, wenn du auch damit klar kommst.“

Kurz vorher, am selben Tag, hat der 38-jährige Hamburger, der 2011 bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg für den Wahlkreis Altona als Kanditat für die Piraten angetreten ist, die Diagnose Hodenkrebs bekommen. Er sagt es so: „Krebs ist ein Arschloch, und dieses Arschloch hat heute auch bei mir angeklopft."

Pech und ein „paar eigene Dämlichkeiten“

Normalerweise würde er bei solch sensiblen Themen nicht um Aufmerksamkeit und um „Likes und Shares“ bitten, fährt er fort. Doch Claudius Holler ist verzweifelt, denn er hat Schulden bei seiner Krankenversicherung angehäuft und befürchtet, die Kosten für eine bevorstehende Operation mit anschließender Computertomografie sowie eine etwaige Chemotherapie selbst tragen zu müssen. Pech und ein „paar eigene Dämlichkeiten“ führten letzendlich dazu, dass es überhaupt soweit kommen konnte, offenbart Holler.

Mit „Leetmate“ hatten Holler und sein Bruder ein Unternehmen gegründet, das zunächst erfolgreich startete, dann aber durch den Wegfall eines Dienstleisters monatelang keinen Umsatz machte. Um die Fixkosten so gering wie möglich zu halten kündigten die Brüder sich selbst. Eine Insolvenz kam für die beiden nicht in Frage – zu sehr glaubten sie an ihr Produkt. Doch die Entscheidung brachte sie in eine missliche Lage, so Claudius Holler weiter.

„Dann wirst du halt nicht krank“

Auf dem Papier blieben sie Unternehmer, konnten sich nicht arbeitslos melden und mussten somit weiterhin – als Selbstständige – selbst für die Krankenversicherung aufkommen. Die knapp 600 Euro monatlich konnte Holler nicht zahlen, und die Schulden bei der Kasse stiegen immer weiter an.

In der Hoffnung, dass „alles bald viel, viel cooler wird“ pokerte Holler mit seiner Gesundheit, wollte die Firma schnell wieder auf Vordermann bringen und „halt nicht krank werden“. Er arbeitete weiter und engagierte sich parallel für einen Skatepark in Mecklenburg-Vorpommern. Die Monate verstrichen und kurz bevor alles wieder in geregelten Bahnen laufen sollte kam der Krebs.

Auch wenn es ihm unangenehm sei, sich an die Öffentlichkeit zu wenden, bittet Holler in dem Video um Hilfe, um „ein paar Mark fuffzich“. Lediglich als Überbrückung, fügt er hinzu, um die offenen Rechnungen bei der Krankenkasse zu bezahlen.

9.000 Euro Schulden

Konkret soll es sich um 9.000 Euro handeln, wie er dem „Hamburger Abendblatt“ verriet. „Ich werd' das, was bei mir ankommt, nutzen, um wieder auf die Beine zu kommen und danach endlich wieder versichert zu sein“, sagt Holler sichtlich mitgenommen am Ende seines Videos und verspricht, den Rest in ein gemeinnütziges Projekt fließen zu lassen. Für seine Offenheit erhält Holler viel Zuspruch, an nur einem Tag wird das Video bei Facebook knapp 1000 mal geteilt. Neben Freunden und Bekannten sagen auch viele ihm Fremde eine Spende zu. Ein User kommentiert auf Facebook: „Ich kenne Dich zwar auch nicht...war aber von der Ehrlichkeit in Deinem Video angetan und bin deshalb auch rüber aufs Online Banking. Um es salopp zu sagen: Wenns um die Eier geht, müssen Männer zusammenhalten.“