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Blockade Klimaaktivisten bringen Verkehr durch Hamburg zum Erliegen

Zum Start des Oster-Reiseverkehrs blockieren Klimaaktivisten über Stunden die wichtigsten Elbquerungen in Hamburg. Autofahrer müssen stundenlang im Stau stehen. Angesichts der Klimakrise gehe es ums Überleben, rechtfertigt die Protestgruppe ihre Aktionen.

Von dpa Aktualisiert: 06.04.2023, 16:57
Klimaaktivisten haben sich auf der Fahrbahn der A7 festgeklebt.
Klimaaktivisten haben sich auf der Fahrbahn der A7 festgeklebt. Daniel Bockwoldt/dpa

Hamburg - Zum Beginn des Oster-Reiseverkehrs am Donnerstag haben Klimaaktivisten den Hamburger Elbtunnel und die Elbbrücken für mehrere Stunden blockiert. Mitglieder der Protestgruppe Letzte Generation klebten sich vor dem Südportal des Elbtunnels und auf der Nordseite der Elbbrücken auf die Fahrbahn. Erst nach fast fünf Stunden gab die Polizei den Elbtunnel wieder frei. Der Verkehr über die Elbbrücken in die Innenstadt konnte nach knapp drei Stunden wieder fließen. Von Süden stauten sich die Fahrzeuge über die A255 bis zur A1 zurück.

Auch nach dem Ende der Aktionen bauten sich die kilometerlangen Autoschlangen zunächst kaum ab, weil der Reiseverkehr am Nachmittag zunahm. Nach Angaben der Verkehrsleitzentrale stockte der Verkehr auf der A1 ab Seevetal-Hittfeld auf 20 Kilometern in Richtung Lübeck, auf der A7 ab Hamburg-Fleestedt auf 15 Kilometern. Auch der Verkehr in Richtung Süden war betroffen. Durch die Sperrung von zwei Tunnelröhren war auch eine Fahrspur in Richtung Hannover betroffen. Auf der A1 stockte der Verkehr in Richtung Bremen, weil Autofahrer nicht auf die A255 in Richtung Innenstadt abfahren konnten. Vier Buslinien über die Elbe waren ebenfalls gestört, wie die Hamburger Hochbahn auf Twitter mitteilte.

Die beiden Autobahnen sind die wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen über die Elbe. Westlich von Hamburg gibt es lediglich eine Fährverbindung bei Stade. Östlich von Hamburg ist die Brücke der B404 bei Geesthacht wegen Sanierungsarbeiten nur eingeschränkt befahrbar. Die Route durch den Hafen zur Freihafenelbbrücke war am Donnerstagvormittag durch eine weitere Aktion der Letzten Generation beeinträchtigt. Die Polizei konnte zwar eine Blockade auf dem Veddeler Damm verhindern. Eine von zwei Spuren sei aber vorübergehend für den Einsatz gesperrt worden, sagte ein Polizeisprecher.

Die Beamten mussten vor dem Elbtunnel nicht nur die Aktivisten von der Fahrbahn lösen. Die Feuerwehr war laut Polizei im Einsatz, um die Autobahn von einer Flüssigkeit - vermutlich Speiseöl - zu reinigen. Die Letzte Generation teilte mit, Unterstützer der Gruppe hätten den Verkehr mit zwei Transportern angehalten. Dann hätten sie sich in orange Warnwesten auf die Fahrbahn gesetzt und großflächig Pflanzenöl verteilt. Zudem hätten sie sich mit Sekundenkleber auf der Fahrbahn festgeklebt.

Laut der Mitteilung begründete ein 73-Jähriger seine Teilnahme an der Aktion so: „Unsere Regierungskoalition blockiert den notwendigen, demokratischen Wandel und kommt ihrer Verantwortung nicht nach, unser Überleben und das der künftigen Generationen zu schützen.“ Ein Sprecher der Initiative ergänzte: „Wir befinden uns in einer absoluten Notstandssituation. Die Regierung weigert sich, Maßnahmen zu ergreifen, die uns aus der Krise führen.“

Anfang März hatte die Gruppe gefordert, dass die Stadt Hamburg sich ihren Forderungen nach Bildung eines sogenannten Gesellschaftsrates zur Lösung der Klimakrise anschließt. Andernfalls wolle sie „für eine maximale Störung der öffentlichen Ordnung“ sorgen, teilte sie in einem Schreiben an Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und die Vorsitzenden der Bürgerschaftsfraktionen mit. Der Senat und die Fraktionen von SPD, CDU und AfD hatten die Drohungen zurückgewiesen.

Nach Angaben eines Gerichtssprechers wurden seit Ende März mehrere Mitglieder der Letzten Generation von der Polizei bei Aktionen in Gewahrsam genommen. Das Amtsgericht stimmte in einigen Fällen den mehrtägigen Inhaftierungen zur Gefahrenabwehr zu, weil die Gruppe Aktionen bis zum 6. April angekündigt hatte. Die letzten vier festgehaltenen Personen sollten am Donnerstagabend freigelassen werden, wie ein Polizeisprecher sagte.