Landgericht Verden Klette-Prozess: Geldtransportfahrer leidet an Angstzuständen
Im Prozess gegen Daniela Klette haben zwei Ex-Mitarbeiter einer Geldtransportfirma als Zeugen ausgesagt. Ein Überfall in Wolfsburg hatte für sie ganz unterschiedliche Folgen.

Verden/Wolfsburg - Im Prozess gegen die ehemalige RAF-Terroristin Daniela Klette ist erstmals der gescheiterte Überfall auf einen Geldtransporter in Wolfsburg vor zehn Jahren in den Fokus gerückt. Im Fahrzeug saßen damals zwei Angestellte. Vor dem Landgericht Verden wurde am 28. Verhandlungstag deutlich, welch unterschiedlichen Folgen die Tat für die beiden hatte. Bei dem Überfall im Dezember 2015 sollen Klette und ihre untergetauchten Komplizen Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub laut Anklage zwar kein Geld erbeutet haben, aber die Waffe des Geldboten.
Der heute 37-Jährige sagte als Zeuge, er habe nach dem Überfall keine psychischen Schäden erlitten, obwohl er von einer Person mit einer Pistole bedroht worden sei. „Ich habe mich gefühlt, als wäre ich im Film“, sagte er. Auf die Frage des Vorsitzenden Richters, ob er Angst verspürt habe, antwortete er, er sei „voller Adrenalin“ gewesen. Nach der Tat habe er lediglich eine Nacht schlecht geschlafen, auch sei er eine Woche krankgeschrieben gewesen. Anschließend habe er noch bis 2019 als Geldbote gearbeitet.
Ehemaliger Fahrer leidet noch heute unter Angstzuständen
Ganz anders sein Kollege: Der 47-Jährige, der damals den Geldtransporter gefahren war, berichtete stockend von seinen Angstzuständen, unter denen er bis heute leide. Nach der Tat sei er teilweise arbeitsunfähig und in einer psychiatrischen Klinik gewesen. Der stationäre Aufenthalt habe aber „auch nicht viel gebracht“, sagte er. Bis 2020 sei er in Therapie gewesen. Noch heute könne er kein normales Leben führen und noch nicht einmal allein einkaufen gehen. Auf die Frage des Vorsitzenden Richters, was ihm am meisten zu schaffen mache, antwortete er: „Alles.“ Einer der Verteidiger sagte: „Es tut mir sehr leid, dass es ihnen so schlecht geht.“ Daniela Klette äußerte sich nicht vor Gericht.
Panzerfaust-Attrappe, Schnellfeuergewehr und Pistole
Die 66-Jährige steht seit Ende März vor dem Landgericht. Die Ermittler werfen ihr vor, mit Garweg und Staub Geldtransporter und Supermärkte in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein überfallen zu haben. Dabei sollen sie mehr als 2,7 Millionen Euro für ihr Leben im Untergrund erbeutet haben.
Bei dem Überfall in Wolfsburg sollen eine Panzerfaust-Attrappe, ein Schnellfeuergewehr und eine Pistole benutzt worden sein. Nachdem der Geldtransporter vor einem Einkaufsmarkt gehalten hatte, verließ der Geldbote das Fahrzeug, um in einer Postfiliale Bargeld abzuholen. Auf dem Weg soll er laut Anklage von Staub mit einer Pistole bedroht und zur Rückkehr zum Transporter gezwungen worden sein. In der Zwischenzeit sollen Klette und Garwig bereits das Fahrzeug mit zwei Pkw blockiert haben.
Eine Person als Frau an der Stimme erkannt
Als der Fahrer die bedrohliche Situation erkannte, floh er mit dem Fahrzeug. „Ich bin einfach schnurstracks da raus“, sagte der Zeuge. So sei auch die Dienstanweisung gewesen, erklärte sein ehemaliger Kollege. Von der Unternehmensleitung sei ihnen vermittelt worden, dass das Geld wichtiger sei als Personen. Er sei mit der leeren Transportbox zurückgeblieben. Eine bewaffnete Person - der Stimme nach eine Frau - habe ihn aufgefordert, die Box zu öffnen. Als die Täter gesehen hätten, dass sich kein Geld darin befunden habe, seien sie mit einem Pkw geflohen. Als Beute nahmen das Trio den Dienstrevolver des Geldboten mit.
Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt.