Kinderschänder-Affäre Kinderschänder-Affäre: Jetzt Personalkonsequenzen bei Jugendamt

Saarbrücken/dpa. - Im Zusammenhang mit der Kinderschänder- Affäre im Saarland hat der Stadtverband Saarbrücken erste personelle Konsequenzen beim Jugendamt gezogen. Die Leiterin des Amtes und eine Abteilungsleiterin müssen ihre Stühle räumen und werden versetzt. Eine Sozialarbeiterin, gegen die die Saarbrücker Staatsanwaltschaft wegen Beihilfe zur Körperverletzung durch Unterlassen ermittelt, wird von ihren Aufgaben vorläufig entbunden.
Im Umfeld des Falles des fünfjährigen Pascal, der von dem Kinderschänderring ermordet worden sein soll, ging es um mindestens vier andere sexuell missbrauchte Kinder. Bei diesen Kindern war das Jugendamt des Stadtverbandes in verschiedener Form betreuerisch als Aufsicht mit eingeschaltet. Frühzeitigen Hinweisen über Verwahrlosung und Misshandlung von Kindern in Pflegefamilien eines sozial schwierigen Milieus sollen die Jugendamts-Verantwortlichen dabei nicht oder nicht genügend nachgegangen sein.
«Die Glaubwürdigkeit des Jugendamtes hat gelitten und ich will, dass das Vertrauen zum Jugendamt und zu Behörden insgesamt wieder hergestellt wird», begründete Saarbrückens Stadtverbandespräsident Michael Burkert (SPD) die Personalkonsequenzen in der Behörde. Weitere Konsequenzen schloss er bei neuerlichen Überraschungen im Fall Pascal, der bereits jetzt «der schwierigste seiner Amtszeit» sei, nicht aus.
Die Hauptbeschuldigte des Kinderschänderrings, die 50 Jahre alte Bierklausen-Wirtin Christa W., war zeitweise vom Jugendamt als Pflegemutter eines heute acht Jahre alten Jungen und Freundes von Pascal sowie als Betreuerin für dessen geistig zurückgebliebene Mutter eingesetzt.
Um Kinder unter Jugendamts-Aufsicht künftig besser vor Vernachlässigung, Missbrauch und sexuellen Misshandlungen zu schützen, will der Stadtverband Saarbrücken außerdem eine Reform der Jugendhilfe einleiten. Dazu wurde von Burkert eine Expertenkommission berufen, die bis zum Herbst diesen Jahres entsprechende Vorschläge erarbeiten soll.