1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Katastrophen: Katastrophen: Eine viertel Million Menschen stirbt

Katastrophen Katastrophen: Eine viertel Million Menschen stirbt

Von Wolfgang Duveneck 18.12.2008, 11:33
Die Reste eines Daches, die ein Sturm von einem Pferdestall weggeweht hatte, liegen am 01.03.2008 vor einem Haus in Ladenburg bei Mannheim. (FOTO: DPA)
Die Reste eines Daches, die ein Sturm von einem Pferdestall weggeweht hatte, liegen am 01.03.2008 vor einem Haus in Ladenburg bei Mannheim. (FOTO: DPA) dpa

München/Hamburg/dpa. - Etwa eineviertel Million Menschen kamen weltweit ums Leben oder werden nochimmer vermisst. Das geht aus einer vorläufigen Statistik derMünchener Rück hervor. Die Schäden belaufen sich demnach auf mehr als110 Milliarden Euro.

«Schon jetzt ist klar, dass 2008 zu den schadenträchtigstenNaturkatastrophen-Jahren gehören wird», bestätigt Peter Höppe, Leiterder GeoRisikoforschung des Unternehmens, der Deutschen Presse-Agenturdpa. Die meisten Opfer hatte im Mai der Zyklon «Nargis» imsüdostasiatischen Birma gefordert. Dort starben nachRegierungsangaben mehr als 80 000 Menschen, das Schicksal vonweiteren 50 000 wird wohl nie geklärt werden. Ebenfalls im Mai kamenbeim folgenschwersten Erdbeben in China seit 1976 mehr als 87 600Menschen ums Leben.

Schon zur Jahresmitte hatte die Münchener Rück festgestellt, dassdie Schäden über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre lagen.Zu dem Zeitpunkt stand bereits auch fest, dass 2008 schon innerhalbder ersten Monate mehr Menschen getötet worden waren als in dengesamten Jahren seit dem Tsunami in Südasien von 2004. Die MünchenerRückversicherungs-Gesellschaft AG bewahrt Versicherungen vorfinanziellen Katastrophen. Als weltgrößte Versicherung fürErstversicherer ist die Gesellschaft von nahezu allen großenSchadenereignissen betroffen.

Aber auch in der zweiten Jahreshälfte brachten große KatastrophenNot und Elend. Dazu gehörte im September Hurrikan «Ike» in derKaribik und den USA, der ganze Orte vernichtete. Nach jüngstenStatistiken starben etwa 130 Menschen, der Schaden lag nach Angabender Rückversicherer bei 15 Milliarden Euro. Die größten Schädenentstanden durch einer meterhohe Sturmflut, vereinzelt hatten sichzusätzlich Tornados gebildet. Für bis zu vier Millionen Menschen gabes zeitweise kein Wasser und keinen Strom.

Schon vor «Ike» hatten die Hurrikans «Gustav» und «Hanna» schwereSchäden angerichtet, hunderte Opfer gefordert und ebenfallsMilliardenschäden verursacht. «In der Saison 2008 gab es mehr Stürme,als im langjährigen Durchschnitt zu erwarten waren», sagt derUnwetterexperte des Wetterdienstes meteomedia, Thomas Sävert.

Ungewöhnlich heftig verlief nach den Worten Säverts auch dieTornadosaison. Im Gegensatz zu Hurrikans, die über warmen tropischenMeeren entstehen, bilden sich Tornados auch über dem Festland. Siesind viel kleinräumiger und kurzlebiger. «Bisher sind in den USA etwa1500 Tornados in diesem Jahr bestätigt, im Mittel der vergangenen 10Jahre waren es 1270», sagt Unwetterexperte Sävert. «Allerdings werdenzahlreiche Fälle noch untersucht. Und die Zahl kann noch ansteigen.Das gleiche gilt bei uns in Deutschland, wo bisher 34 Tornados indiesem Jahr bestätigt sind. Aber noch weit mehr als 100 Fälle sindbisher nicht geklärt.» Extrem heftig war Ende Februar in Deutschlandauch Orkan «Emma»: In Europa kamen 14 Menschen ums Leben.

Von Januar bis Dezember - kritische Wetterlagen gab es auch inDeutschland reichlich. Schon der Start ins neue Jahr mit teilweiseextremem Nebel in der Neujahrsnacht hatte für Aufregung gesorgt. ImWesten wurde zeitweise der Nahverkehr eingestellt, auf den Straßengab es streckenweise ein Verkehrschaos. Im Sommer hielten dannschwere Regenfälle und Gewitter die Rettungsdienste in Atem, soAnfang Juni im baden-württembergischen Zollernalbkreis. Feuerwehr undTechnisches Hilfswerk mussten stundenlang Menschen retten, die vomWasser eingeschlossen waren. Autos wurden weggespült, Häuser drohteneinzustürzen, in Oberschwaben prallte ein Zug gegen umgestürzteBäume. Der Lokführer starb später an seinen schweren Verletzungen.

Ob viele der Naturkatastrophen - ob in Deutschland oder weltweit -mit Klimaveränderungen zusammenhängen, ist für die Wissenschaftlernoch unerforscht. Meteorologe Sävert erläutert: «Verlässliches lässtsich erst anhand langjähriger Aufzeichnungen sagen. Vieles sprichtdafür, dass vor allem lokale Unwetter im Zuge der Klimaerwärmunghäufiger werden können. Sicher ist dies aber nicht, und einzelneUnwetter lassen sich nicht auf den Klimawandel zurückführen.»