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Karneval Karneval: «Angie» dient der «Bütt» als sicheres Lachobjekt

Von Edgar Bauer 27.01.2005, 07:39
Ein Motivwagen des traditionellen Rosenmontagsumzugs in Düsseldorf zeigt die nackte Figur der CDU-Vorsitzenden Merkel mit ihrer Jagdbeute: den Köpfen der Politiker Merz, Koch und Stoiber (Archivfoto vom 23.02.2004). Wie kein anderer deutscher Politiker und keine andere Politikerin wird Angela Merkel im Karneval und bei der «Fassenacht»aufs Korn genommen. Viele Büttenredner gießen Hohn und Spott gleich kübelweise über «Angie». Abfällige Männerwitze und Bosheiten über Aussehen, Blick, Frisur und Mimik sorgen für Lachsalven und Tuschs. Und auch auf den Rosenmontagszügen wird die CDU-Bundesvorsitzende auch dieses Jahr wieder mit besonders derbem Humor dargestellt. (Foto: dpa)
Ein Motivwagen des traditionellen Rosenmontagsumzugs in Düsseldorf zeigt die nackte Figur der CDU-Vorsitzenden Merkel mit ihrer Jagdbeute: den Köpfen der Politiker Merz, Koch und Stoiber (Archivfoto vom 23.02.2004). Wie kein anderer deutscher Politiker und keine andere Politikerin wird Angela Merkel im Karneval und bei der «Fassenacht»aufs Korn genommen. Viele Büttenredner gießen Hohn und Spott gleich kübelweise über «Angie». Abfällige Männerwitze und Bosheiten über Aussehen, Blick, Frisur und Mimik sorgen für Lachsalven und Tuschs. Und auch auf den Rosenmontagszügen wird die CDU-Bundesvorsitzende auch dieses Jahr wieder mit besonders derbem Humor dargestellt. (Foto: dpa) dpa

Bonn/dpa. - Wie kein anderer deutscher Politiker und keine anderePolitikerin wird Angela Merkel im Karneval und bei der «Fassenacht»aufs Korn genommen. Viele Büttenredner gießen Hohn und Spott gleich kübelweise über «Angie». Abfällige Männerwitze und Bosheiten überAussehen, Blick, Frisur und Mimik sorgen für Lachsalven. Und auch aufden Rosenmontagszügen wird die CDU-Bundesvorsitzende dieses Jahrwieder mit besonders derbem Humor dargestellt.

Mit Merkel haben die Jecken auf niedrigem Niveau leichtes Spiel.Über sie wird auf Tausenden von Sitzungen als «Bernhardiner»,«sprechender Hosenanzug», «Domina der CDU», «Prinzessin Eisenherz»oder «Sophia Loren für Arme» gelästert. Da wird «Kopftuchzwang»gefordert oder ausgerufen, ihr Friseur sei gestorben - «Doch Gott seiDank hat er ihr die Schablone hinterlassen!».

«Wenn Sie nur sagen, "Frau Merkel" und ziehen dabei den Mundwinkelnach unten, da brüllt der ganze Saal, das reicht schon», erklärt derrheinische Comedian und Karnevalist Bernd Stelter. In dieser Sessionsagt er auf den Sitzungen: «Ich mache dieses Jahr keine Witze überdas Aussehen von Angela Merkel.» Auch das reicht schon.

Im Internet kann man eine Merkel-Maske kaufen. Selbst aus deneigenen Reihen wird die Politikerin nicht verschont: Dersaarländische Ministerpräsident Peter Müller (CDU) sprach bei einerSitzung in Bonn von «Prinzessin Eisenherz».

«Et Rumpelstilzche» Fritz Schopps, einer der Kölschen Bütten-Stars, kocht das dankbare Thema jedes Mal ähnlich auf. Bei ihmverzweifelt Starfriseur Udo Walz an Merkels Haaren. Dann fährt erfort, dass Merkel sich nach einem EU-Beitritt der Türkei zum Islambekennt - «und erwirkt vom obersten Bundesgericht für alle deutschenFrauen die Kopftuchpflicht».

Gäbe es nicht die Freiheit der Narren vor dem Elferrat, böten dieBütten-Zoten gegen Merkel allemal Anlass für Zivilklagen wegenBeleidigung. Es sei seine Aufgabe als Büttenredner, in den närrischenWochen den Leuten den Spiegel vorzuhalten, sagte Jupp Menth, der als«Ne Kölsche Schutzmann» seit Jahren über Merkel herzieht. «Das istsicher nicht Jedermanns Sache.»

Gar kein Thema ist Merkels Aussehen für Tiefgang-Kabarettisten wieRainer Pause und Norbert Alich. Bei der beliebten Karnevalsrevue imBonner Pantheon-Theater kommt Merkel nicht ein einziges Mal vor. «Esist lange genug über die arme Frau hergezogen worden», erklärt Alich.«Ihr Frisur ist so ausgelutscht, da kann man nichts mehr zu sagen.»

Auch eine Kultfigur aus dem Mainzer Karneval, Jürgen Dietz, magsich nicht mit Merkels Äußerem beschäftigen. «Diese Pointe können wiruns schenken, für ihr Aussehen kann sie ja nichts», sagt der «Boteaus dem Bundestag». Ihn interessiere vielmehr ihre «Leistung» und dakomme sie bei ihm wegen ihrer «Passivität» was auf den Deckel.

Die Witze über Merkel hätten etwas mit der «Infantilisierung derGesellschaft» zu tun, die insgesamt sehr viel Wert aufÄußerlichkeiten lege, erklärt Wolfgang Oelsner, Kölner Buchautor undIntimkenner des Karnevals. «Man erspart sich eine tiefereAuseinandersetzung, hat aber vorgetäuscht, es nach alterkarnevalistischer Tradition des Aufmuckens gegen die Obrigkeit, esdenen da oben gezeigt zu haben.»

Für Comedian Guido Cantz, der als TV-Promi wie Stelter zu denausgebuchten Stars der rheinischen Jecken-Szene gehört, war Merkelimmer wieder ein «dankbares Thema». Doch dieses Mal lässt er es weg.«Bei Merkel ist schon jeder Witz gemacht.»