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"Goldener Reiter"  Joachim Witt privat - was sich der NDW-Star für die Zukunft wünscht und was er mit Halle und Leipzig verbindet

Von Jessica Quick und Christiane Bosch 26.02.2019, 07:00
Der Musiker und Schauspieler Joachim Witt war am Montag zu Besuch in der Mitteldeutschen Zeitung in Halle.
Der Musiker und Schauspieler Joachim Witt war am Montag zu Besuch in der Mitteldeutschen Zeitung in Halle. Silvio Kison

Halle (Saale) - Mit dem „Goldenen Reiter“ sang sich Joachim Witt in die Hitparaden der 80er Jahre und wurde so ein Star der Neuen Deutschen Welle (NDW). Die Musik mache er jedoch schon seit 1995 nicht mehr, erzählt er am Montag bei einer Stippvisite im Medienhaus der Mitteldeutschen Zeitung in Halle.

Den „Goldenen Reiter“ gibt es jetzt als Gothic-Version - unter anderem auf Witts neuem Album „Refugium“, das am Freitag erschienen ist und seine größten Hits vereint. Erstmals sind diese mit einem Orchester eingespielt worden. Fast 2.000 Besucher waren in das ausverkaufte Leipziger Gewandhaus zum Festival „Gothic Meets Klassik“ gekommen, um die neuen Arrangements zu hören.

Joachim Witt feierte ersten Erfolg mit dem „Goldenen Reiter“

Und auch wenn den Refrain zum „Goldenen Reiter“ die meisten im Schlaf anstimmen können, in der neuen Orchester-Version hatten die Fans in Leipzig zunächst Schwierigkeiten, wie Witt berichtet: „Erst nach einigen Zeilen, das Orchester hatte schon eine längere Hinführung gespielt, machte es Klick und alle begannen laut mitzusingen.“

Mit dem „Goldenen Reiter“ feierte Joachim Witt seinen ersten großen Erfolg. Danach wurde es erstmal ruhig um den deutschen Musiker. Fast 20 Jahre später erschien dann „Die Flut“ - wieder einen Charthit.

Mittlerweile hat der Hamburger sich und seine musikalische Heimat gefunden. Am Freitag wurde der Sänger mit dem weißen Rauschebart 70 Jahre alt - und freute sich zum ersten Mal seit langem sogar auf seinen Ehrentag, den er mit zahlreichen Wegbegleitern in Hamburg groß feierte.

Belangloses kommt für Joachim Witt nicht in Frage

Witt hat sich und seine Musik im Laufe seines 45-jährigen Musikerlebens immer wieder neu erfunden. Dabei habe ihn auch „die Angst vor der Wiederholung“ angetrieben. Belangloses, Oberflächliches, Wiederholung - das kam für ihn nicht in Frage.

„Da mache ich dann lieber Pause“, sagte er. Über diese unkreative Zeit habe ihn der Fall der Mauer gerettet, erinnert sich der Hamburger. Nach der Wende konnte Witt nun auch im Osten auftreten. „Ich wusste, dass der ,Goldene Reiter’ dort eine ikonenhafte Wirkung hatte. Und die haben sich wahnsinnig darüber gefreut, dass man dort auftrat.“

Der Wandelbare: Joachim Witt probiert sich gern aus

Im Laufe der folgenden Jahre hat Witt viel ausprobiert. Ob Rock, Pop, Dark Wave, Gothic, NDW oder Neue Deutsche Härte. Witt hat deshalb Fans in allen Strömungen und mehreren Generationen. Insgesamt 16 Alben veröffentlichte er seit 1980. Etwa zwei Millionen Tonträger hat er seiner Agentur zufolge verkauft. Zwischenzeitlich hatte ihn das sogar zum Millionär gemacht, sagt Witt dazu. „Das ist nicht die momentane Situation. Aber ich komme gut zurecht.“

Seine meist tiefgründigen Lieder kommen oft mit Wucht, Pathos und Melancholie daher. Er verarbeitet darin seine Sicht auf die Gesellschaft, seine Beziehungen, seine Gedanken. Seine Werke seien für ihn immer auch „ein Stück weit Selbsttherapie“ gewesen. „Mir hat meine Musik selbst auch immer geholfen dabei, aus diesen Tiefs herauszukommen.“

Horror! Witt zog 2016 ins Promi-Big-Brother-Haus

In der Hoffnung auf mehr Anerkennung ließ sich der Norddeutsche 2016 zudem auf ein weniger musikalisches Wagnis ein: den Einzug ins Promi-Big-Brother-Haus. Dort sang er im Kakerlaken-Kostüm den „Reiter“. Seine Bilanz drei Jahre später: „Ich würde so etwas nie nochmal machen. Horror!“

Als seinen größten Erfolg bezeichnet Witt übrigens nicht etwa eines seiner Lieder, sondern ein Schwimmabzeichen: „Der Freischwimmer beim Bundesgrenzschutz“, sagt Witt, der gern aufs Meer schaut, aber ungern darin schwimmt. „Ich hatte immer so eine Angst vor Wasser. Und dort wurde ich ja richtig ins Wasser getrieben. Deshalb kam es zu diesem Erfolg.“

Das wünscht sich „Opi“ Witt für die Zukunft

Zwei kleine Enkelkinder hat „Opi“ Witt, der in Potsdam wohnt und deshalb regelmäßig nach Hamburg zu seinen beiden Kindern und seiner Frau pendelt. Mit Blick in die Zukunft würde der Musiker und Produzent gern mehr reisen und sich einen Winterwohnsitz im Süden gönnen, etwa auf den Kanaren.

„Irgendwie und irgendwann mache ich das auch!“ In den musikalischen Ruhestand will Witt aber noch lange nicht gehen. „Es ist für mich keine Option, solange ich beweglich bin, mich gut geistig und körperlich bewegen kann.“

Sein größtes Geburtstaggeschenk machte sich Witt mit seinem Livealbum, für das er im August vergangenen Jahres den Vertrag bei Meadow Lake Music, der Firma des Hallensers Matthias Winkler (Mawi Concert) unterschrieben hat. Auch deswegen startet Witt seine Album-Tour in Halle. Am 26. April ist er in der Händelhalle zu Gast - natürlich mit Orchester.

››Karten für das Konzert gibt es unter anderem bei www.tim-ticket.de

(mz)