Arbeitsmarkt Immer mehr Geflüchtete finden Arbeit - doch Hürden bleiben
Seit Oktober 2023 läuft der Job-Turbo zur Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt. Erste Erfolge sind sichtbar - doch bei Sprache, Bürokratie und Zuständigkeiten bleibt einiges ungelöst.
Halle - Immer mehr Geflüchtete in Sachsen-Anhalt finden nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit den Weg in eine Beschäftigung. Seit dem Start des sogenannten Job-Turbos im Oktober 2023 wechselten 7.775 Menschen aus dieser Gruppe in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, Ausbildung oder in die Selbstständigkeit, wie die Regionaldirektion mitteilte.
Ein Vergleich der Zwölfmonatszeiträume zeigt: Zwischen Juli 2024 und Juni 2025 meldeten sich 4.461 Menschen aus Asylherkunftsländern aus der Arbeitslosigkeit in den ersten Arbeitsmarkt ab - 11,3 Prozent mehr als im Zeitraum Juli 2023 bis Juni 2024, als es 4.007 waren.
Im Juli 2025 waren rund 7.000 Menschen aus Asylherkunftsländern arbeitslos gemeldet. Mehr als 1.500 aus den Asylherkunftsländern nehmen derzeit an Integrationskursen oder berufsbezogener Sprachförderung teil. Als Asylherkunftsländer gelten unter anderem Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien.
Arbeitsagentur sieht erste Erfolge
Seit Herbst 2023 unternehmen Jobcenter, Kommunen, Arbeitgeber und Migrationsorganisationen verstärkt Anstrengungen, Menschen aus diesen Ländern in Arbeit zu bringen.
„Die Integration gelingt zunehmend. Sie braucht aber auch Zeit“, erklärte die Regionaldirektion. Ohne Deutschkenntnisse falle es vielen Geflüchteten schwer, auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Gelingen könne die Integration nur „durch eine pragmatische und transparente Herangehensweise und mit dem Dreiklang zwischen Unternehmen, öffentlicher Verwaltung und den geflüchteten Menschen“, hieß es.
IHK: Unternehmen melden gemischte Erfahrungen
Aus Sicht der Wirtschaft ist das Bild gemischt. „Die Rückmeldungen von Unternehmen, die uns erreichen, sind unterschiedlich“, teilte die Industrie- und Handelskammer (IHK) Halle-Dessau mit. Es gebe Fälle, in denen die Zusammenarbeit mit den Ausländerbehörden reibungslos funktioniere, aber auch Berichte von uneinheitlichen Verfahren.
Angesichts unterschiedlicher Zuständigkeiten in den Ausländerbehörden wird in mehreren Bundesländern über eine zentrale Bearbeitungsstelle diskutiert, um Verfahren für geflüchtete Arbeitskräfte zu vereinfachen. Die IHK erklärte hierzu: „Ob eine Zentralisierung notwendig ist, müssen hier die verantwortlichen Behörden entscheiden - Ziel muss dabei sein, einheitliche Verfahren sicherzustellen.“ Ob und wie schnell Zuwanderer in die Unternehmen kommen, dürfe nicht davon abhängig sein, in welcher Stadt oder in welchem Landkreis der Betriebssitz ist.
Sprache als Schlüssel - aber Angebote fehlen vielerorts
Auch beim Spracherwerb sieht die Kammer Handlungsbedarf: „Engpässe bei Angeboten zum Erwerb von Sprachkenntnissen sollten vermieden werden.“ Generell sei beim Zusammenspiel der unterschiedlichen Akteure und den Bearbeitungszeiten „noch Luft nach oben“. „Digitalisierung und Bürokratieabbau wären auch auf diesem Gebiet förderlich“, hieß es weiter.
Nach Angaben der Bundesagentur sind Geflüchtete besonders häufig im verarbeitenden Gewerbe, in Handel, Logistik und Zeitarbeit beschäftigt. Frauen arbeiten oft in der Pflege, im Gastgewerbe und im Bildungsbereich.
