Hintergrund Hintergrund: Längster Ausbruch des Ätna dauerte zehn Jahre
Nicolosi/dpa. - Ein lang andauernder Ausbruch des sizilianischenVulkans Ätna ist in dessen Geschichte nach Meinung einesWissenschaftlers nichts besonderes. «Manche Ausbrüche dauern wenigeTage, andere Wochen, Monate oder gar Jahre», sagte der VulkanologeMarco Neri von der Universität Catania, der die Zivilschutzbehördeim Kampf gegen die Lava berät, in einem dpa-Gespräch. Als Beispielführte Neri die längste aufgezeichnete Eruption des aktivstenVulkans Europas an: Von 1614 bis 1624, also zehn Jahre lang,ergossen sich Lavamassen ununterbrochen auf die damals unbewohnteNordseite des Ätna.
1669, nur wenige Jahrzehnte später, erreichten Lavamassen diesizilianische Stadt Catania und das Meer. «Viele Dörfer wurdenzerstört, aber niemand kam zu Schaden», erzählte der italienischeExperte. Die Lava bewegte sich so langsam vorwärts, dass sich jederin Sicherheit bringen konnte. Ein Ausbruch diesen Ausmaßes würdeheute einen Großteil der bewohnten Gebiete am Fuße des Vulkansvernichten.
«Der Ätna hat eine große Zerstörungskraft, aber er hat dabei nochniemanden getötet», sagte Neri. «Am Ätna kann man sich eigentlichnur selbst in Gefahr bringen.» Vor wenigen Monaten habe etwa einejapanische Touristin ihr Zelt in der Nähe eines Kratersaufgeschlagen. «Seitdem ist sie verschwunden. Der Vulkan hat sieförmlich verschluckt.»
Der derzeitige Ausbruch habe bisher einen Schwerverletztengefordert. Ein Italiener sei nahe eines Kraters gestürzt, er bleibevermutlich querschnittgelähmt. «Die Gefahr wird vielfachunterschätzt. Es reicht eine kleinere Explosion, die einigeGesteinsbrocken herausschleudert - mit etwas Pech wird man getroffenund ist tot», warnte der Experte.
Unklar sei nach wie vor die Dynamik des gegenwärtigen Ausbruchs.Tatsache sei jedenfalls, dass die ausgestoßene Lava-Gesamtmengezuletzt «gleich geblieben oder gar leicht zurückgegangen ist. Sogesehen ist der Ausbruch stabil».