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Tiere Heuschrecken lieben Wärme: Aber Lebensräume gehen verloren

Heuschrecken lieben das gute Wetter. Wenn die Vögel im Laufe des Sommers etwas leiser werden, beginnt das Zirpen und Knipsen der Insekten. Die intensive Landwirtschaft führt aber zu einem Verlust an Lebensräumen.

Von dpa Aktualisiert: 26.08.2022, 14:17
Eine Heuschrecke macht es sich auf einem Klatschmohn gemütlich.
Eine Heuschrecke macht es sich auf einem Klatschmohn gemütlich. Fabian Sommer/dpa

Delmenhorst - Den meisten Heuschrecken tut das trockene Wetter in diesem Sommer in Deutschland gut. „Der Klimawandel ist ein schleichender Prozess, die Heuschrecken zählen zu den Gewinnern, da sie wärmeliebend sind“, sagt Zoologe Uwe Handke aus Delmenhorst. So komme es zu mehr Arten und einer größeren Populationsdichte innerhalb ihrer Lebensräume. In Bremen seien beispielsweise in den vergangenen zehn Jahren fünf neue Arten aufgetaucht, insgesamt gebe es nun etwa 30. Niedersachsen sei noch artenreicher, auf den sandigen Böden der Lüneburger Heide und in Südniedersachsen fühlten sie sich wohl.

Wegen des Klimawandels seien Arten aus dem Süden und Osten dazugekommen. Mediterrane Heuschrecken breiten sich gen Norden aus. Jedoch führen Flächenverbrauch und intensive Landwirtschaft zu einem Verlust an Lebensräumen, so dass die Anzahl an Individuen im Gesamten rückläufig sei, führt Handke an. Es gebe auf Mais- und Getreidefeldern kaum Heuschrecken oder Schmetterlinge. „Schmetterlinge sind noch viel stärker betroffen, auf intensiv genutztem Grünland haben sie keine Chance“, sagt der Nabu-Berater.

Experten empfehlen unter anderem mehr Grünflächen in Städten, etwa am Straßenrand oder auf Dächern. Zudem solle man bestehende Agrarumweltprogramme weiter ausbauen und den Wald als Lebensraum fördern. Auch Hecken und Ackerrandstreifen seien wichtig, davon könnten viele Insekten auch von der Roten Liste profitieren, etwa Wildbienenarten, Heuschrecken oder Schmetterlinge.

Probleme wegen fehlender Quartiere haben auch Fledermäuse, denen zudem die Lichtverschmutzung und die intensive Forstwirtschaft zu schaffen machen, führt Handke an, der einer von mehr als 100 Fledermausbotschaftern des Naturschutzbundes ist.

Dass die heißen, trockenen Bedingungen teilweise zur Massenvermehrung der Heuschrecken führen, hat der Sommer auf Sardinien gezeigt. Tausende Hektar Ackerland wurden auf der Insel zerstört. Die pflanzenfressenden Arten können ganze Landstriche kahlgefressen. Für den Mittelmeerraum befürchtet Handke, dass die Wanderheuschrecken immer mehr heimisch werden. „Diese Massenentwicklung ist für uns kein Problem“, sagt der Experte für die Situation in Deutschland.