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Haushaltstechnik Haushaltstechnik: Die Spülmaschine feiert ihren 80. Geburtstag

Von Inga Radel 12.07.2009, 12:36
Die Bildkombo zeigt eine moderne Geschirrspülmaschine (l.) und die erste von Miele hergestellte
Die Bildkombo zeigt eine moderne Geschirrspülmaschine (l.) und die erste von Miele hergestellte Miele

Gütersloh/dpa. - «Der Streit entzündet sich daran,dass der Mann über seine vermeintliche technische Kompetenz auchEinfluss auf den Einsatz des Geräts gewinnt», sagt der SoziologeWolfgang Krohn von der Universität Bielefeld. «Er mischt sich damitin den Kompetenzbereich der Frau in der Küche ein.» Allerdings seidie Frau auch ein Stück weit selbst Schuld. «Meist überlässt sie dieTechnik gern dem Mann und zeigt sich scheu gegenüberGebrauchsanweisungen.»

Sozio-kulturelle Studien über die Spülmaschine gibt es aber nicht.«Unter den prominenten Geräten der Haushaltstechnik ist sie die, dienicht erforscht ist», sagt der Soziologe, der die gesellschaftlichenAspekte von Wissenschaft und Technik untersucht.

Im Jahr 1929 brachte die Firma Miele aus dem ostwestfälischenGütersloh die ersten Geschirrspüler Europas auf den Markt. Das«Modell A» war ein heute skurril anmutender runder Metallbottich, inden man zwei Körbe mit Geschirr stellte. Darüber kippte man separaterhitztes Wasser. Ein Elektro-Propeller am Boden wirbelte das Wassernach oben. Leisten konnte sich das Gerät nur eine Elite: «Es kostetezwischen 400 und 450 Reichsmark, davon konnte man drei Jahre eineHaushälterin bezahlen», sagt Miele-Sprecherin Reinhild Portmann.

Die weltweit erste Spülmaschine datiert bereits aus dem Jahr 1886.Sie ist patentiert auf Josephine Cochran, eine betuchte Amerikanerin,die gern Partys schmiss. «Sie ärgerte sich, dass ihre Angestelltenimmer so viele Geschirr kaputt machten, wollte aber auch nicht selbstabwaschen», schildert Portmann. Ihre erste «ausgefuchste Maschine»sei aber «sehr viel größer und unhandlicher» gewesen als die Miele-Erfindung 43 Jahre später.

Anfangs profitierte die deutsche Otto-Normal-Verbraucherin kaumvon der neuen Technologie. «Zunächst gab es die Geräte fast nur inRestaurants und Bistros», sagt Portmann. Erst 1960 mit Erfindung desVollautomaten - er hatte schon die charakteristische Klappe und dieKnöpfe - tauchten die Maschinen in immer mehr Privathaushalten auf.Das war in den Wirtschaftswunder-Jahren. Das Fernsehen zeigte dazuverwegene Werbespots: In einem schob der Experte eine kompletteButtercreme-Torte auf einem Teller ins Gerät. Wie durch ein Wunderwar der Kuchenteller danach blitzeblank, die Torte verschwunden.

Heute steht in Deutschland nach Branchenzahlen in gut 70 Prozentaller Haushalte eine Spülmaschine. Moderne High-Tech-Geräte haben -je nach Nationalgericht - sogar Programme für Paella-, Pasta- oderRaclette-Reste. Mit ihren feinen Sensoren tasten sie das Geschirr abund passen ihre Wassertemperatur dem Verschmutzungsgrad an.

Neben dem Streit um das korrekte Einräumen gibt es auch die ewigeDebatte darum, ob die Spülmaschine oder der herkömmliche Handabwaschumweltfreundlicher ist. «Geschirrspüler von heute sind eindeutigsparsamer - Wasser- und Stromverbrauch zusammen genommen. Selbst wennman die Energie für die Herstellung mit einrechnet», sagt AndreasBeier, Umweltberater in der Verbraucherzentrale Bayern. «Da müssteman schon sehr bewusst per Hand abwaschen, nur wenig Wasser einlassenund wenig Spülmittel benutzen, um kaum nachspülen zu müssen.» In denvergangenen 20 Jahren hätten die Geschirrspüler ihren Wasserverbrauchum 70 Prozent reduziert, den Stromverbrauch zur Hälfte. Seit etwazwölf bis 15 Jahren seien sie im Vergleich zum Handabwasch günstiger.

Und der Experte weist auf einen zweiten Vorzug der Geschirrspülerhin: Den Zeitgewinn. «Man sagt, dass einen Spülen per Hand inklusiveabtrocknen und Geschirr wegstellen etwa eine Stunde kostet. Für dasEin- und Ausräumen einer Spülmaschine benötigt man etwa 15 Minuten.»