Hans-Jürgen Hintzsche als Händel Hans-Jürgen Hintzsche als Händel: Halles bekanntes Werbegesicht geht in Rente

Halle (Saale) - Ohne ihn, sagen seine Kollegen, wäre der Tourismus in Halle nicht denkbar. Er - das ist Hans-Jürgen Hintzsche. Über 40 Jahre war der Hallenser in Sachen „Werbung für Halle“ im Lande, ja sogar in Europa unterwegs. Nun geht Hintzsche in den mehr als wohlverdienten Ruhestand. „Mehr als wohlverdient“ - das Urteil geben seine langjährigen Kollegen - jetzt muss man sagen, Ex-Kollegen - ab.
„Er ist das Gesicht des Tourismus“
Denn Hintzsche hat als „Urgestein des Touristen-Service“ sehr viel für Halle getan. Jahrzehntelang war er bei Halle-Information beschäftigt und hatte dort den Hut auf - als Stellvertreter wie auch als Chef hat Hintzsche den Wandel der Einrichtung von einer städtischen zu einem Verein und zum heutigen Stadtmarketing miterlebt, vor allem aber mitgestaltet. „Er ist das Gesicht des Tourismus“, sagt eine langjährige Kollegin von ihm: Elvira Angelus. „Seit 1984 kennen wir uns - und wir sind fast wie ein altes Ehepaar.“ Schließlich habe man im Lauf der vielen Jahre vermutlich mehr Zeit zusammen bei der Arbeit als bei der Familie verbracht. Sie war mal Hintzsches Stellvertreterin, mal war sie selbst die Chefin - „aber im Grunde haben wir immer zusammengearbeitet und vieles gemeinsam entschieden“, so Elvira Angelus.
Händel- und Fahrradkenner in Einem
Begonnen hat Hintzsche im Fremdenverkehrsamt der DDR und bei Halle-Info, die da noch am Kleinschmieden ihren Sitz hatte. „Damals war Hans-Jürgen sogar unser Kohlenmann“, erinnert sich Elvira Angelus. Ihr Kollege habe die Kohlen, die vor dem Haus abgekippt wurden, eigenhändig in den Keller geschippt, so die ehemalige Tourismus-Mitarbeiterin noch heute voller Bewunderung. Und noch eine Anekdote aus ihrer beruflichen Zusammenarbeit fällt ihr spontan ein: „Zu DDR-Zeiten haben wir Halle-Souvenirs immer selbst bestellt und mit einem Handwagen eigenhändig von der Hauptpost abgeholt“, so Angelus. „Das waren immer riesige Pakete, und einmal hatte eines der luftbereiften Räder einen Platten.“ Elvira Angelus war es auch, die an der Seite Hintzsches, der jahrzehntelang in die Rolle des Georg Friedrich Händel schlüpfte, als Händels Schwester Dorothea für Halle warb. „In Halles Partnerstadt Karlsruhe hatte sich Hans-Jürgen dann auf der Messe einfach ein Fahrrad geschnappt und ist als Händel durch die Hallen gekurvt“, so die „Händel-Schwester Dorothea“.
Überhaupt Fahrrad: Hintzsche ist nach Aussage seiner Mitstreiter regelrecht „fahrradverrückt“ - und hat dies als Radwanderwege-Kenner hervorragend in seinen Job eingebracht, ebenso als Fachmann für Radwege-Touristik beim heutigen Stadtmarketing.
In der Schweiz für Halle werben
Als Händel-Darsteller war Hintzsche jahrelang auf Messen und Tourismus-Börsen unterwegs - auch auf der größten: der Internationalen Tourismusbörse Berlin (ITB). Aber auch im Ausland hat Hintzsche, der zudem als Prüfer Generationen von Gästeführern zertifizierte, für seine Heimatstadt geworben. So erinnert sich Marlies Gröger immer noch gern an eine Promo-Tour in die Schweiz. „Wir sind damals mit dem Zug nach Basel gefahren und Hans-Jürgen war im ganzen Zug auf der Suche nach dem Schaffner“, blickt Hintzsches ehemalige Mitstreiterin zurück. An jeder Station sei es ihm gelungen, Mitreisende und Zugestiegene auf die Tourismus-Experten aus Halle im Zug aufmerksam und damit Werbung für die Stadt zu machen. Auch Marlies Gröger kennt Hintzsche seit 1984: „Wir haben unsere Kinder aufwachsen sehen, jetzt sind wir Großeltern.“
Heute, am 23. Februar nun - passend zum Geburtstag des „echten“ Händels - verabschieden sich die Kollegen noch einmal offiziell von „ihrem“ Händel. Der wird allerdings dem Dienst am Gast weiter erhalten bleiben - als einer von vielen ehrenamtlichen Gästeführern. (mz)