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Fachkräftemangel Handwerk in Sachsen-Anhalt hat Zukunftssorgen

In den vergangenen Monaten hat sich die Stimmung in vielen Handwerksbetrieben in Sachsen-Anhalt zwar nicht verschlechtert, dennoch fehlen weiterhin Fachkräfte. Die Handwerkskammer zeigt sich deshalb besorgt über die Zukunft der Branche.

Von dpa Aktualisiert: 19.04.2023, 15:43
Ein Bauarbeiter beim Bau eines Mehrfamilienhauses.
Ein Bauarbeiter beim Bau eines Mehrfamilienhauses. Julian Stratenschulte/dpa/Symbolbild

Halle - Das Handwerk in Sachsen-Anhalt macht sich Sorgen um seine Zukunft. „Ich stelle mir zum Beispiel immer die Frage, woher der Nachwuchs kommen soll, wenn es durch Unterrichtsausfall oder Lehrermangel schon ganz grundsätzlich an Bildung mangelt“, sagte der Präsident der Handwerkskammer in Halle, Thomas Keindorf, am Mittwoch. Im ersten Quartal dieses Jahres habe sich die Stimmung innerhalb der Branche zwar leicht verbessert, generell sei sie jedoch sehr schwankend. Vor allem im Bauhauptgewerbe blicke man auch wegen des Fachkräftemangels voller Sorge in die Zukunft.

Im Bauhauptgewerbe meldeten 33 Prozent der Betriebe eine gute, 25 Prozent hingegen eine schlechte Geschäftslage, erklärte die Handwerkskammer. Die Auftragslage habe sich in jener Gewerkgruppe deutlich verschlechtert. Die übliche Frühjahrsbelebung könne auch deshalb kaum erwartet werden. Auch die Stimmung in den Handwerken für gewerblichen Bedarf habe sich verschlechtert. Hingegen verbessert habe sich die Stimmung in den Handwerken für privaten Bedarf. Insgesamt seien die Betriebe eher zurückhaltend, was die Erwartungen für die kommenden Monate betreffe.

Dabei seien die steigenden Energiekosten nur ein Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt, sagte Keindorf. Politische Maßnahmen, beispielsweise zur Umstellung auf E-Mobilität, seien aus seiner Sicht ideologiegetrieben, nicht vernünftig und wegen der fehlenden Fachkräfte nicht umsetzbar. „Aber wir Handwerker sind von Hauses aus pragmatisch. Das Handwerk schaut was geht.“

Insgesamt ist der Geschäftslageindex für das Handwerk nach Angaben der Kammer in Sachsen-Anhalt im ersten Quartal dieses Jahres um vier Punkte auf 37 gestiegen. Im Vorjahr lag der Index bei 38. Insgesamt beschrieben 44 Prozent der Betriebe ihre geschäftliche Lage gegenüber der Handwerkskammer als gut, 12 Prozent hingegen als schlecht. Im Vergleich zum Vorquartal ist die Zahl der im Handwerk arbeitenden Personen um 1000 auf insgesamt 62.500 Personen gesunken, hieß es. Die Zahl der Betriebe sei im Vergleich zum Vorjahr um 172 gesunken, so die Kammer. In Zukunft werde erwartet, dass ungeklärte Nachfolgen zu weiteren Schließungen führen werden.

Das Jobcenter habe die Handwerkskammer zudem darauf aufmerksam gemacht, dass viele aus der Ukraine Geflüchtete demnächst - beispielsweise nach Beendigung von Sprachkursen - Teil des Arbeitsmarktes werden können. „Das sind ja vor allem Frauen. Schauen wir also mal, wer davon im Handwerk wirklich ankommt“, so Keindorf. Auch sei immer noch unklar, wie viele der Geflüchteten in Deutschland bleiben wollen.