Großbritannien Großbritannien: Zwölfter der Thronfolge?

LONDON/MZ. - Wer hat nicht schon mal davon geträumt, dass blaues Blut in den eigenen Adern fließt? Ein amerikanischer Buchhalter glaubt Beweise zu haben, dass er der uneheliche Sohn der 2002 verstorbenen Prinzessin Margaret ist. Seit Jahren kämpft der 57-jährige dafür, Einsicht in das Testament der jüngeren Schwester der Queen zu bekommen. Hätte er Recht, so wäre er Nummer 12 der Thronfolge und hätte Anspruch auf einen Teil der 7,6 Millionen Pfund (9,4 Millionen Euro) Erbe.
Bewegte Jahre einer Prinzessin
Robert Brown wurde am 5. Februar 1955 in Nairobi, Kenia geboren, obwohl die Geburt erst einen Monat später registriert wurde. In einem Interview gab er an er habe schon lange den Verdacht gehegt, dass das Paar, das ihn großzog, nicht seine leiblichen Eltern waren. Einen Beleg für seine Annahme sieht er darin, dass am Tag seiner Geburt ein Treffen des geheimen Kronrats stattfand. Zudem beendete Prinzessin Margaret im gleichen Jahr ihre Verlobung zu Peter Townsend, dessen Beziehung zu der Prinzessin einen Skandal auslöste, da er schon einmal geschieden war. Über die Identität des Vaters herrscht indes keine Klarheit. Laut Brown könne es sich sowohl um Peter Townsend als auch um Robin Douglas-Home handeln, einer weiteren Affäre der Prinzessin.
Die Adoptiveltern Cynthia und Douglas Brown sind verstorben, so dass sie keine Auskunft mehr geben können. Doch die Tatsache, dass Cynthia damals als Model für den damaligen Lieblingsdesigner der Queen arbeitete, sieht Brown als weiteres Indiz für eine Vertuschung. Ebenso will der angeblich Enterbte erkennen, dass Margaret auf Fotos, die 1954 gemacht wurden, stetig weitere Kleider trug und kurz vor seiner Geburt für einige Zeit mit "trockenem Husten" das Bett hatte hüten müssen und keine öffentlichen Auftritte hatte.
Auch Brown selbst ist sich der Dürftigkeit seiner Beweise bewusst. Die Ablehnung des Palastes, ihm einen DNA-Test zu gewähren, festigte aber seinen Glauben an die Richtigkeit seiner Behauptung. In dem Bestreben nach Klarheit hatte Robert Brown schon 2006 um Einsicht in private Dokumente des Königshauses gebeten. Dies wurde jedoch vom Gericht abgelehnt. Grund hierfür ist ein Gesetz aus dem Jahr 1911, das es dem Königshaus erlaubt, Testamente unter Verschluss zu halten, um sich so vor der Neugier der Öffentlichkeit zu schützen.
Transparentes Königshaus verlangt
Es ist weniger der Skandal eines unehelichen Kindes im Königshaus, der die Gemüter erhitzt. Vielmehr ärgert sich die Öffentlichkeit über die Tatsache, dass in Belangen der Transparenz mit zweierlei Maß gemessen wird, wenn das Königshaus betroffen ist. Denn schon im Sommer wurde vor Gericht darüber diskutiert, ob Briefe veröffentlicht werden sollen, die Prinz Charles an Politiker des Oberhauses geschrieben hatte. Dies ist brisant, da Angehörige des Königshauses per Gesetz dazu verpflichtet sind, zumindest offiziell politisch neutral zu bleiben. Der Richter hatte die Veröffentlichung gestoppt mit der Begründung, dass eine Veröffentlichung die "Fähigkeit, königliche Pflichten zu erfüllen", untergraben könnte.
Robert Brown indes beruft sich auf das Gesetz für Informationsfreiheit. Er könne zwar verstehen, dass viele skeptisch sind. Aber er wolle weiter kämpfen, bis er Klarheit habe. Sollte er Recht bekommen, wäre dies ein herber Rückschlag für die Anwälte des Palastes und weiteres Öl ins Feuer derer, die mehr Transparenz vom Königshaus verlangen.
Auf Nachfrage, was ihn dazu bewegt habe, so lange dafür zu kämpfen, gab Robert Brown zur Antwort: "Es wäre nett, als [den Königlichen] gleichwertig betrachtet zu werden."