Großbritannien Großbritannien: Schwanenzählung auf der Themse
London/dpa. - Jedes Jahr im Juli macht er sich mit seinenKollegen auf, um die Schwanen-Population auf der Themse zu zählen. Inweißen Hosen und scharlachroten Hemden mit dem königlichen Wappensteigen sie in sechs altmodische Boote und rudern die Themse hinauf.Fünf Tage dauert die Reise, und Touristen und Einheimische drängensich entlang des Flusses, wenn die Flotille vorbeifährt.
Nach einer Tradition aus dem zwölften Jahrhundert gehören alleunmarkierten Höckerschwäne im Vereinigten Königreich dem Souverän.Damals waren Schwäne ein wichtiger Bestandteil des königlichenSpeiseplans. Am britischen Königshof war es im Mittelalterunvorstellbar, dass zu einem Festessen kein Schwanenbraten auf denTisch kam. Die Queen hat wohl einen anderen Geschmack und machtinzwischen von ihrem Recht nur noch auf einem kurzen Abschnitt derThemse Gebrauch.
Heutzutage geht es bei der Schwanenzählung nicht mehr um Nachschubfür die königliche Speisekammer, sondern um den Artenschutz. DenSchwänen droht eine Reihe von Gefahren durch Jäger, Füchse undAngelschnüre, in denen sie sich verfangen. Von den Jungschwänenwerden allein 40 Prozent durch Angelschnüre getötet, erklärt Barber.Am meisten fürchtet er einen Ausbruch der Vogelgrippe, der eine ganzeGeneration von Schwänen vernichten könnte. Derzeit gehören derbritischen Königin zwischen 1200 und 1500 Schwäne, sagt Barber,«ungefähr genau so viel wie in den fünfziger Jahren».
Schwänezählen ist kein einfacher Job. Die unwilligen Jungtierewerden zunächst unter der Aufsicht eines Ornithologen von derUniversität Oxford in die Boote geschafft. Hier werden sie unter vielGezeter gewogen, vermessen und registriert. Unterdessen herrschtentlang des Themse-Ufers eine Atmosphäre wie bei einer Regatta.Schaulustige winken und fotografieren, und als die Flotte am Montagan Schloss Windsor vorbeifuhr, standen sogar die königlichen Beamtenin ihren Booten auf, hielten die Ruder hoch und salutierten IhrerMajestät.
