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Großbritannien Großbritannien: MI6 sucht Agenten-Nachwuchs

Von Christoph Sator 28.04.2006, 06:20
Blick auf die Zentrale des für die Spionage im Ausland zuständigen britischen Geheimdienstes MI6 im Londoner Stadtteil Vauxhall südlich der Themse. (Foto: dpa)
Blick auf die Zentrale des für die Spionage im Ausland zuständigen britischen Geheimdienstes MI6 im Londoner Stadtteil Vauxhall südlich der Themse. (Foto: dpa) A0200 epa PA

London/dpa. - Auf den ersten Blick könnte die Stellenanzeige auch von jemand anders sein. Ein Foto von einer russischen Kirche, eine Luftaufnahme von einer amerikanischen Großstadt und eine Szene aus dem tropischen Regenwald - mit solchen Bildern aus der großen weiten Welt suchen heutzutage gern auch internationale Konzerne im Stellenteil der großen Tageszeitungen nach neuen Mitarbeitern.

Aber beim zweiten Hinschauen wird schnell klar, wer sich da tatsächlich umVerstärkung bemüht. Es ist der legendäre britische Geheimdienst MI6.

Die Anzeige, die soeben in der Karriere-Beilage der Tageszeitung«The Times» erschien, bedeutet für die Spionage-Branche eineRevolution. Auf diese Weise wurde in der fast hundertjährigenGeschichte der Military Investigation (Militärische Aufklärung),Abteilung 6, noch nie nach Nachwuchs gesucht. Bislang lief dieAnwerbung von Spionen immer so diskret wie möglich ab. Bis vor einem Jahrzehnt wurde sogar um die Existenz des MI6 noch ein Geheimnis gemacht.

Besonders gern, so schildern Kenner der Szene, wurden bislang die Abschluss-Partys der Elite-Universitäten Oxford und Cambridge für die Rekrutierung genutzt. Auch wer es zum Auslands-Korrespondenten gebracht hatte, wurde gern gefragt, ob er sich in den Dienst Ihrer Majestät stellen wolle. Auf diese Weise fand zum Beispiel James-Bond-Erfinder Ian Fleming - ein ehemaliger «Times»-Journalist - den Weg zur Truppe. Als Schriftsteller machte er dann den MI6-Agenten 007 zumbekanntesten Geheimdienstler der Welt.

Und jetzt also eine Stellenanzeige. «Wir sind rund um die Welt in Aktion, um unser Land sicherer und erfolgreicher zu machen», heißt es auf der halben Seite in Farbdruck. «Sie können sich vorstellen, dass das keine leichte Aufgabe ist. Also stellen wir Leute ein, auf die wir uns verlassen können - weil jeder im Vereinigten Königreich von ihnen abhängig ist.» Dazu gibt es zwar weder Adresse noch Chiffre, aber immerhin einen Hinweis auf die seit vergangenem Herbst existierende Internet-Seite des MI6 (www.siscareers.gov.uk).

Der Grund für die ungewöhnliche Anwerbungsform dürfte sein, dassdie Briten - wie andere Geheimdienste auch - Nachwuchs-Problemehaben. Auch CIA und Bundesnachrichtendienst (BND) gingen deshalbschon den Weg über Stellenanzeigen. Gesucht werden nun sowohl«Offiziere im Feld» als auch Leute für die Verwaltung, vor allem aberSoftware-Entwickler und Sprachwissenschaftler - das Internet und dasTerror-Netzwerk El Kaida haben auch die Welt der Spione verändert.

Wie viele Stellen zu vergeben sind, wird vom MI6 (geschätzteMitarbeiterzahl: 2000) nicht verraten. Zur Dienstauffassung gehörtnoch immer, dass so wenig wie möglich preisgegeben wird. «Wir wollenden Dienst nicht zur Marke mit eigenen T-Shirts und Baseball-Kappenmachen», ließ sich ein Geheimdienstler von der «Times» zitieren. ZurGeheimniskrämerei gehört auch, dass Behördenchef John Scarlett wiealle Vorgänger seit 97 Jahren mit dem Codenamen «C» angesprochenwird.

Auch die möglichen neuen Agenten werden darauf vorbereitet, dassVerschwiegenheit oberstes Gebot ist. Schon von der Bewerbung, soheißt es auf der MI6-Webseite, dürfe allenfalls der engste Partnererfahren. Dort wird dann auch deutschen Möchtegern-Kollegen von JamesBond die Illusion genommen: Chancen auf die Jobs hat nur, werUntertan Ihrer Majestät ist.