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Großbritannien Großbritannien: Keine Probleme mit Londoner Staugebühr

17.02.2003, 09:48
Protest gegen Staugebühr. (Foto: dpa)
Protest gegen Staugebühr. (Foto: dpa) PA

London/dpa. - Die neue Staugebühr hat den Verkehr in der Londoner Innenstadt am Montag um 25 Prozent reduziert. Nach englischen Fernsehberichten gab es bei der Einführung der Citymaut keine größeren Probleme. Wer in der City Auto fährt, muss jeden Werktag von 7.00 bis 18.30 Uhr eine Gebühr von umgerechnet knapp acht Euro entrichten. Staus im Berufsverkehr blieben am Morgen wie am Abend aus. Schon bis zum Mittag hatten 57 000 Fahrer die Gebühr entrichtet, am Abend sollten es bis zu 80 000 sein, berichtete BBC.

Unterdessen wird auch in Deutschland der Ruf nach einer solchen «Staugebühr» lauter, um so verstopfte Innenstädte zu verhindern. Skeptiker befürchten jedoch eine weitere Belastung der Autofahrer ohne einen nennenswerten Effekt für Umwelt oder Verkehr. Das Bundesverkehrsministerium hat interne Prüfungen über die rechtlichen Rahmenbedingungen einer solchen Maut in Auftrag gegeben. Es sei aber noch eine «akademische Diskussion», sagte ein Sprecher. Keine einzige deutsche Stadt sei bisher an die Bundesregierung mit einem solchen Plan herangetreten noch sei bekannt, dass es in dieser Richtung Überlegungen gebe. Aber man wolle vorbereitet sein und habe deshalb diese Prüfungen veranlasst. Festlegungen gebe es noch keine.

In London registrieren 688 Kameras die Nummernschilder aller Autos. Wenn bis zum nächsten Tag nicht gezahlt wurde, wird ein Bußgeld fällig. Busfahrer sprachen von «Samstagsverkehr». Ein Pendler in Londons Finanzdistrikt fühlte sich gar an einen «Weihnachtsmorgen» erinnert. Es kam auch nicht zu den befürchteten Verkehrsstaus am Rande der 20 Quadratkilometer großen Zone. «Bisher läuft eigentlich alles so, wie wir es erwartet haben», sagte Bürgermeister Ken Livingstone. Die Kritiker des Projekts - und auch der Großteil der britischen Medien - hatten ein «Verkehrschaos» vorausgesagt.

Die «Allianz pro Schiene» begrüßte die Mautgebühr. «Wenn der motorisierte Individualverkehr dadurch tatsächlich um die erwarteten 15 Prozent sinkt, sollten auch staugeplagte deutsche Städte über die Einführung einer City-Maut nachdenken», sagte der Geschäftsführer des Lobby-Verbandes, Dirk Flege in Berlin. Wer mit Bus oder Bahn oder einer Fahrgemeinschaft fahre, werde endlich auch ökonomisch belohnt. In Singapur, Seoul und auch in Oslo habe dieses Konzept funktioniert. Wichtig sei jedoch, dass die Einnahmen zur Verbesserung des öffentlichen Verkehrs genutzt würden.

In den vergangenen Jahren hatten Umweltschützer und Kommunalpolitiker immer wieder die Einführung einer «Staugebühr» vorgeschlagen. Schon vor zehn Jahren war ein solches Konzept in Stuttgart diskutiert worden. Letzter größerer Versuch war vor sechs Jahren der Vorstoß von Berlins Umweltsenator Peter Strieder (SPD). Kritiker hatten das Konzept als «modernes Raubrittertum» bezeichnet.

Londoner Mautzone. (Grafik: dpa)
Londoner Mautzone. (Grafik: dpa)
dpa