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Greenpeace-Aktion Greenpeace-Aktion: 17 Meter langer Wal wird vor japanische Botschaft gelegt

Von Axel Büssem und Ina Broszka 18.01.2006, 10:56
Ein toter Finnwal wird am Mittwoch (18. Januar 2006) in Rostock mit einem Kran aus dem Wasser geholt und auf einen Tieflader gehoben. (Foto: dpa)
Ein toter Finnwal wird am Mittwoch (18. Januar 2006) in Rostock mit einem Kran aus dem Wasser geholt und auf einen Tieflader gehoben. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Berlin/Rostock/dpa. - DieOrganisation transportierte das 17 Meter lange und 20 Tonnen schwereTier, das in der Ostsee verendet war, am Mittwoch vor die JapanischeBotschaft. Greenpeace hatte ursprünglich angekündigt, derMeeressäuger werde in Berlin untersucht und vermessen. EineMitarbeiterin gab am Abend das Täuschungsmanöver zu. Über ihreProtestpläne hätten sie den Leiter des Stralsunder Meeresmuseums,Harald Benke, nicht informiert. Man habe ihn nicht «mit hineinziehenwollen». Der Wal sollte bis Donnerstagmittag vor der Botschaftbleiben.

Greenpeace hatte den Finnwal zuvor im Auftrag des StralsunderMeeresmuseums auf eigene Kosten vor Rostock aus dem Wasser geholt.Nach der Aktion in Berlin soll das Tier nach Stralsund gebrachtwerden, wo es untersucht wird. Bei der Protestaktion kritisierteGreenpeace das japanische Forschungsministerium. Dieses begründe denzur Zeit im Südpolarmeer stattfindenden Walfang mitwissenschaftlicher Arbeit. Für Forschungszwecke müssten aber keineWale sterben. «Wissenschaft braucht keine Harpunen», erklärteGreenpeace.

Der riesige, gräulich-weiße Kadaver, der auf einem großen Anhängerlag, sorgte für einen Medienrummel. Auch einige Schaulustigeversammelten sich in der Hiroshima-Straße. Botschaftsvertreterwollten sich offiziell nicht zu dem Spektakel äußern. Zehn biszwanzig Greenpeace- Aktivisten waren in gelbe Neoprenanzüge gekleidetmit von der Partie.

Die Umwelt-Organisation hatte den Finnwal im zweiten Anlauf ausdem Wasser geborgen. Museumschef Benke war am Mittwoch unangenehmüberrascht über den Umweg nach Berlin: «Hätte ich gewusst, dass derWal solche Umwege nehmen wird, hätte ich dem Transport sicher nichtzugestimmt.» Das Tier soll von Freitag an seziert werden. Der etwa 10bis 20 Jahre alte Wal, der eigentlich im Nordatlantik zu Hause ist,war nach erster Einschätzung von Greenpeace verhungert. Auf der Jagdnach Heringen sei er vermutlich in die Ostsee gelangt und habe wegendes relativ flachen Wassers die Orientierung verloren. Der Kadaverwar am Samstag auf einer Sandbank in der Wismarbucht entdeckt undnach Rostock geschleppt worden.

Das Tier zeigte am Mittwoch deutliche Spuren der Bergung: Die Hautwar zerschrammt, aus mehreren Wunden lief Blut und färbte den Schneeam Ostseekai rot. Ein Taucher war von der Bergung beeindruckt: «DerWal erinnerte zwar unter Wasser an ein kaputtes Schlauchboot, waraber immer noch schön.»