Getränke Getränke: Berliner Professor erforscht Biertrends

Berlin/dpa. - Wer etwas über die künftigen Trends beim Biererfahren will, ist kurz vor dem Oktoberfest in seinem Institutrichtig. Zwischen Kronkorkensammlungen, Laboren und einerVersuchsbrauerei gibt Methner Prognosen ab: Das Bier der Zukunft,schätzt er, sei deutlich weniger herb, obergärig und alkoholarm.
Es gibt nur zwei Lehrstühle für Brauwesen in Deutschland, einenin München-Weihenstephan und diesen in Berlin. In einem ehrwürdigenBacksteingebäude aus dem Jahr 1874 wird heute noch immer in SachenBier geforscht. Wie lässt sich eine Rezeptur verbessern, wie dieTechnologie? Es gilt, neue Hopfenzüchtungen zu testen oder nachMikroorgansismen zu suchen, die bei der Bierherstellung wenigerAlkohol bilden als Hefe. «Die Themen Wellness und gesunde Ernährungspielen auch bei der Bierherstellung eine große Rolle», sagt Methner.
Rund 115 Liter Bier pro Kopf tranken die Deutschen im Jahr 2005 -durchschnittlich, hat der Deutsche Brauer-Bund errechnet. Damit istder Bierdurst im Vergleich zu den Vorjahren nicht verlöscht. Dochviele Kunden greifen zum Kummer der Brauwirtschaft lieber zubilligeren Bieren. Die deutsche Bierseligkeit hat ihren Zenit ohnehinlange überschritten. In den 80er Jahren schluckten die Freunde desGerstensafts noch 145 Liter im Jahr. Die Suche nach neuen Bier-Ideenfür bessere Umsätze läuft deshalb fieberhaft. Forschungsaufträgegehen auch an die Universität.
Bierforscher an der TU Berlin zu sein, hat jedoch wenig mitsüffiger Verkostung frisch vom Fass zu tun. In Frank-Jürgen MethnersInstitut geht es um Chemie, Biochemie, Mikrobiologie, Verfahrens- undEnergietechnik. Ein gutes Abitur ist Voraussetzung, um Brauwesen zustudieren. Der Berliner Professor ist auch kein Freund des Bierbauchsoder des Müßiggangs. Forschung ist eine ernste Sache. Es kostet fastschon Mühe, Methners persönlichen Biergeschmack heraus zu filtern.«Kräftig-gehopft», sagt er kurz, und «norddeutsch».
Mit Biermischgetränken, dem jüngstem Kassenknüller aus denBrauereien, beschäftigt Methner sich auch; kritisch allerdings. «FürBier gibt es ein Reinheitsgebot. Für Limo nicht», betont er. Beieinem neuen Bier geht es für Methner in erster Linie um natürlicheRohstoffe. «Bier ist kein Chemiebaukasten», betont er.
Neu, das kann für Methner beispielsweise bedeuten, Bier währenddes Brauens mit dem Hopfen-Inhaltsstoff Xanthohumol anzureichern. DemStoff wird eine entzündungshemmende und entgiftende Wirkungzugeschrieben. Bei Versuchen im Reagenzglas gelte Xanthohumol bereitsals Krebs-Hemmer, betont der Bierforscher. Bayerische Brauereienhaben schon ein Weißbier mit dem Zusatzstoff auf den Markt gebracht.Einziger Nachteil: Es ist teuer.
Dennoch sieht Methner in natürlichen, gesundheitsförderndenZusatzstoffen eine Zukunft für neue Biere. Eine weitereHerausforderung sei es, das Bier haltbarer zu machen - ohne chemischeKeulen wie zum Beispiel Schwefel. Unter den gängigen Marken gibtMethner zur Zeit den Weizenbieren gute Chancen. «Der Trend geht zuden Obergärigen. Weizenbiere gewinnen Marktanteile», berichtet er.«Die Verbraucher greifen inzwischen auch gern zu den Alkoholfreien».
Wenn es ums pure Verkosten geht, macht das Uni-Institut denBerlinern manchmal eine Freude: Zur langen Nacht der Wissenschaftengehen in der Versuchsbrauerei die Lichter an und die Besucher lernenviel über das Sudhaus, das Maischen, Läuterbottiche oder Würzpfannen.Von den 200 Litern Übungs-Bier bleibt meist kein Tropfen übrig.