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Geflügelpest Geflügelpest: Streit um Impfungen für Millionen von Hühnern

15.05.2003, 15:38
Geflügelzüchter Jörn Kathmann macht am Dienstagnachmittag (13.05.2003) in der üblichen Hygienekleidung mit zuvor desinfizierten Spezialstiefeln einen Kontrollgang durch einen seiner Hähnchenställe bei Twistringen (Kreis Diepholz). Nach dem Auftreten der Geflügelpest auf einem deutschen Hof, haben die niedersächsischen Geflügelzüchter Angst vor der Katastrophe und sichern ihre Höfe und Ställe gegen Besucher von außen. (Foto: dpa)
Geflügelzüchter Jörn Kathmann macht am Dienstagnachmittag (13.05.2003) in der üblichen Hygienekleidung mit zuvor desinfizierten Spezialstiefeln einen Kontrollgang durch einen seiner Hähnchenställe bei Twistringen (Kreis Diepholz). Nach dem Auftreten der Geflügelpest auf einem deutschen Hof, haben die niedersächsischen Geflügelzüchter Angst vor der Katastrophe und sichern ihre Höfe und Ställe gegen Besucher von außen. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Nach der Ausweitung der Geflügelpest auf Nordrhein-Westfalen ist in Deutschland ein Streit über die Impfung von Millionen von Hühnern entbrannt. Regierung und Union lehnten dies am Donnerstag in Berlin unabhängig von dem EU-Impfverbot ab, da es noch keine markierten Impfstoffe zur Unterscheidung von kranken Tieren gebe. Die FDP bestreitet das und fordert Massenimpfungen, um die Seuche in den Griff zu bekommen. Sie ist aber gegen einen Alleingang Deutschlands. Mit Verweis auf Experten bezeichneten alle Parteien die Seuche als ungefährlich für die Verbraucher. Eier und Fleisch könnten bedenkenlos gegessen werden.

Verbraucherministerin Renate Künast (Grüne) bat die Landwirte unterdessen um Geduld. Die Inkubationszeit der Krankheit betrage bis zu 30 Tagen, sagte Künast im ZDF-«Morgenmagazin». «Wir müssen die strengen Maßnahmen systematisch fortführen.» Unions-Agrarsprecher Peter Harry Carstensen beklagte Verzögerungen bei der Tötung der Tiere. Außerdem sei noch nicht geklärt, was alles unter Geflügel zu verstehen sei und wie die Seuche übertragen werde. Die Frage sei, ob «Omas Hühner und der Wellensittich» auch zum Geflügel zählten und, ob auch der Mensch Überträger der Krankheit sei. Der FDP-Politiker Hans- Michael Goldmann forderte ein Programm «Impfen statt Töten». Es dürfe keine Berge verbrannter Tiere geben.

Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverbraucherschutzministerium, Matthias Berninger (Grüne), sagte, das Wichtigste sei jetzt Krisenmanagement, um eine Ausweitung der Seuche zu verhindern. Über Massenimpfungen sollten Deutschland und die EU erst nach Ende der Seuche beraten. Wenn die Aufregung vorüber sei, könne besser über die Sinnhaftigkeit des Impfens gesprochen werden. Das sei auch bei der Maul- und Klauenseuche so gewesen, zu der es mit der EU inzwischen gute Absprachen gebe.

Nachdem die EU signalisierte, dass sie Impfungen von Rassegeflügel und seltenen Zootieren genehmigen werde, sieht auch Nordrhein- Westfalens Agrarministerin Bärbel Höhn (Grüne) bei Impfungen keinen akuten Handlungsbedarf mehr. «Wir müssen aber an die gesamte Impfpolitik der EU ran», sagte sie der «Berliner Zeitung». Höhn hatte bereits bei der Maul- und Klauenseuche vor zwei Jahren das generelle EU-Impfverbot kritisiert und war damit auf Konfrontationskurs zu ihrer Parteikollegin, Bundesministerin Renate Künast, gegangen.

Sollte Deutschland auf nordrhein-westfälischen Höfen impfen lassen, müsste dafür eine Genehmigung aus Brüssel eingeholt werden. Dann drohten allerdings Handelsbeschränkungen von Drittstaaten gegen Deutschland und auch die EU. Zum Schutz vor der Geflügelpest hat nach Japan nun auch Russland die Einfuhr von deutschem Geflügelfleisch vorübergehend verboten. Nach Angaben der Landwirtschaftskammer Weser- Ems in Oldenburg sei auf Grund der Seuche in diesem Sommer mit höheren Preisen für Masthähnchen zu rechnen.

Hühner auf dem Hof eines Legebetriebs (Foto: dpa)
Hühner auf dem Hof eines Legebetriebs (Foto: dpa)
dpa
Spezialkräfte in Schutzanzügen stehen am Freitag (09.05.2003) vor einem Geflügelhof in Schwalmtal (Kreis Viersen). Wegen des Verdachts auf Geflügelpest sollen auf dem Hof zehntausende Masthähnchen getötet werden. (Foto: dpa)
Spezialkräfte in Schutzanzügen stehen am Freitag (09.05.2003) vor einem Geflügelhof in Schwalmtal (Kreis Viersen). Wegen des Verdachts auf Geflügelpest sollen auf dem Hof zehntausende Masthähnchen getötet werden. (Foto: dpa)
dpa