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Geschichte erleben Garnisonkirche erreicht weniger Besucher als erhofft

Die umstrittene Garnisonkirche in Potsdam will sich als Ort der Demokratie etablieren. Touristen sollen auch die Aussicht vom Turm genießen. Aber ein Jahr nach der Eröffnung läuft nicht alles glatt.

Von dpa 16.08.2025, 06:00
Er ist rund 60 Meter hoch - der Turm der Garnisonkirche in Potsdam mit Ausstellung, Besucher-Plattform und Kapelle. (Archivbild)
Er ist rund 60 Meter hoch - der Turm der Garnisonkirche in Potsdam mit Ausstellung, Besucher-Plattform und Kapelle. (Archivbild) Jens Kalaene/dpa

Potsdam - Ein Jahr nach der Eröffnung zieht der wiederaufgebaute Turm der Garnisonkirche in Potsdam weniger Besucher an als erhofft. „Da ist noch Luft nach oben. Da ist noch Steigerungspotenzial“, sagte der Verwaltungsvorstand der Stiftung Garnisonkirche, Peter Leinemann, der Deutschen Presse-Agentur. 

Er sehe 2025 aber als Probejahr. Eine Besucherzahl etwa für das erste Halbjahr wollte Leinemann nicht nennen. Kurz vor der Eröffnung hatte die Stiftung gesagt, sie erhoffe sich jährlich 80.000 bis 90.000 Besucher im Turm. 

Über den Wiederaufbau der Garnisonkirche wurde wegen ihrer dunklen Vergangenheit jahrelang gestritten. Die einstige Militärkirche galt als Symbol der Verbindung von Preußentum und Nationalsozialismus.

Kirchturm mit Aussichtsplattform und Ausstellung zur NS-Zeit 

Eine Dauerausstellung im Garnisonkirchturm mit dem Titel „Glaube, Macht und Militär“ befasst sich kritisch mit der schwierigen Geschichte des Orts und den politischen Entwicklungen. Besucher können zudem auf der 57 Meter hohen Aussichtsplattform einen Rundumblick genießen. Im Erdgeschoss des Turms ist eine Kapelle. Es gibt Gottesdienste, Konzerte, Vorträge und Workshops. 

„Die inhaltliche Resonanz auf die Ausstellung ist deutlich besser, als wir es uns erhofft haben“, sagte Leinemann. Die Besucher würdigten die kritische Haltung der Ausstellung auch zur Geschichte des Ortes. „Kritik gibt es, dass es recht viel Stoff ist.“ Um mehr Besucher anzuziehen, setzt die Stiftung auf mehr Werbung - unter anderem mit Plakaten in Berlin und Brandenburg. 

Stiftung hofft auf Fördermittel

Zudem gibt es eine Debatte um die Finanzen, da die Stiftung um eine Verschiebung bei der Tilgung von Raten für einen Millionen-Kredit bat. Die Suche nach einer Lösung hält an. Bis Ende September solle die Darlehensfrage mit den drei kirchlichen Kreditgebern besprochen sein, so Leinemann. „Wir sind nicht insolvent“, hatte der Pfarrer und Programmvorstand der Stiftung Garnisonkirche, Jan Kingreen, im April gesagt. 

Die Stiftung verweist auch darauf, dass sie im Gegensatz zu anderen kulturellen Einrichtungen oder Museen keine institutionelle Förderung etwa von der Stadt oder dem Land bekommt. Dazu soll es aber Gespräche geben. „Institutionelle Förderungen sind ein dickes Brett“, meinte Leinemann. 

Garnisonkirche soll Ort der Demokratie sein

Zur Einweihung der Garnisonkirche am 22. August 2024 war Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gekommen. „Lassen Sie uns zusammen daran arbeiten, dass dieser Ort etwas wird, was er über lange Strecken seiner Geschichte nicht war: ein Ort der Demokratie“, hatte er gesagt. 

Am 21. März 1933 wurde in dem Gotteshaus in Potsdam der erste Reichstag nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten eröffnet. An diesem „Tag von Potsdam“ reichte der damalige Reichspräsident Paul von Hindenburg dem neuen Reichskanzler Adolf Hitler vor der Garnisonkirche die Hand.