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Frankreich Frankreich: Zwillinge mit drei Müttern

Von ULRIKE KOLTERMANN 23.12.2008, 15:37

PARIS/DPA. - Der Fall von Isa und Lea hat in Frankreich die Debatte über Leihmütter wieder aufleben lassen. In dieser Woche erkannte ein französisches Gericht den Schwestern ihren Familienstand ab. Die bisher legalen Eltern Sylvie und Dominique Mennesson verlangen vergeblich, dass Isa und Lea in Frankreich als ihre Töchter anerkannt werden.

Keine Billigung durch das Gericht

Das Gericht verweist darauf, dass die Zwillinge von einer Leihmutter in den USA abstammen. In Frankreich ist Leihmutterschaft - wie in Deutschland - verboten. Die Richter wollen den Umweg über das Ausland nicht im Nachhinein billigen.

Sylvie Mennesson erfuhr 1998, dass sie wegen einer seltenen Krankheit keine Kinder bekommen kann. Gemeinsam mit ihrem Mann entschied sie sich, in den USA eine Leihmutter zu suchen. "Warum soll sich eine Frau, die keine Kinder austragen kann, nicht von einer anderen Frau helfen lassen?", erklärte Sylvie später. "Wir hätten nicht gedacht, dass wir später in Frankreich Probleme bekommen", sagte ihr Mann Dominique. "Schließlich ist das in den USA eine ganz legale Angelegenheit." In den USA ließen die beiden eine Eizelle einer anonymen Spenderin - gewissermaßen der dritten Mutter - mit dem Sperma von Dominique befruchten. Leihmutter Mary brachte im August 2000 zwei gesunde Mädchen zur Welt. Nach amerikanischem Gesetz wurden in der Geburtsurkunde Sylvie und Dominique als Eltern genannt. Das französische Konsulat weigerte sich jedoch, die Kinder in den Pass des Vaters einzutragen und alarmierte die französische Justiz wegen Verdachts illegaler Adoption. Weil Lea und Isa einen amerikanischen Pass haben, konnten sie dennoch ausreisen. "Wir haben mit den Mädchen früh über alles gesprochen", sagt Sylvie. Zu Leihmutter Mary hat die Familie weiterhin guten Kontakt, die Töchter kennen sie auch. "Aber sie wissen, dass ich ihre Mutter bin", sagt Sylvie.

Kinder im juristischen Vakuum

Nach zahlreichen Behördengängen wurde das Ehepaar Mennesson im letzten Jahr in Frankreich als Eltern anerkannt. Doch die Staatsanwaltschaft ging in Berufung und erreichte nun, dass dies rückgängig gemacht wurde. Seitdem befinden sich die Kinder in einem juristischen Vakuum. Das Ehepaar schätzt, dass sich in Frankreich 500 bis 1 000 Familien in einer ähnlichen Situation befinden und will weiter um die Anerkennung von Isa und Lea als ihre Töchter kämpfen. Immerhin dürfen Isa und Lea bis auf weiteres bei ihren Eltern leben.