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Frankreich und Belgien Frankreich und Belgien: Leichenfunde deuten auf Fourniret als Serientäter

03.07.2004, 14:04
Nach Hinweisen des Triebtäters Michel Fournirethat die Polizei am Samstag auf dem Gelände seines Schlosses in denfranzösischen Ardennen nach Leichen gegraben. (Foto: dpa)
Nach Hinweisen des Triebtäters Michel Fournirethat die Polizei am Samstag auf dem Gelände seines Schlosses in denfranzösischen Ardennen nach Leichen gegraben. (Foto: dpa) EPA

Donchery/dpa. - Nach zwei Leichenfunden in den französischenArdennen steht möglicherweise eine der schlimmsten Serien vonSexualmorden in Europa vor der Aufklärung. Der mutmaßlicheMassenmörder Michel Fourniret führte die Polizei am Samstag zu denGräbern am Schloss Sautou. In 1,50 Meter Tiefe wurden die Beamtenfündig. «Wir haben die ersten materiellen Beweise für seine Taten»,sagte der Staatsanwalt von Reims, Yves Charpenel. Nun erwartet dieJustiz die schnelle Aufklärung von sieben anderen Morden - underhofft die Lösung weiterer Fälle, die Fourniret bisher nichtgestanden hat.

Die Beamten fanden auf dem Schlossgelände die Überreste der 12Jahre alten Elisabeth Brichet aus Belgien und der 22-jährigenFranzösin Jeanne-Marie Desramault, die beide seit 1989 verschwundenwaren. Eine Genanalyse soll den ersten «sicheren Eindruck» anhand vonKleidungsresten und Schmuckstücken bestätigen. Fourniret habe dieGrabung «extrem kalt und sehr aufmerksam» beobachtet, sagteCharpenel. «Fourniret will nur mit bestimmten Leuten reden. Das istseine Art, seine Macht auszudrücken.»

Der 62-Jährige hat neun Morde in Frankreich und Belgien gestanden.Die meisten Opfer waren Mädchen, die er fesselte, vergewaltigte underdrosselte. Seine Frau Monique Olivier, die ihm bei seiner «Jagd aufJungfrauen» geholfen hatte, wirft ihm einen weiteren Sexualmord vor.Nach dem Ortstermin wurde das Paar zurück in belgische Gefängnissegebracht. Bei der Leichensuche waren 200 Polizisten im Einsatz.

«Ich habe meine kleine Tochter wiedergefunden», sagte ElisabethsVater Francis Brichet erleichtert. Brichet wurde am Sonntag vombelgischen König Albert II. empfangen. Die Audienz ist Ausdruck derErschütterung, die der Fall Fourniret in Belgien ausgelöst hat.

Fourniret hatte das von ausgedehnten Wäldern umgebene SchlossSautou 1988 gekauft und bewohnt, bevor er nach Belgien zog. Bezahlthatte er das 15 Hektar große Gelände nach eigenen Angaben aus einemSchatz, den er einem mit der Terrororganisation Action directeverbundenen Drogenhändler abgenommen habe. In den 80er Jahren saßFourniret in Frankreich wegen Vergewaltigungen im Gefängnis. Dortsoll er den Drogenhändler kennen gelernt haben. Nach seinerHaftentlassung habe er den Schatz mit der Freundin des Mithäftlingsgehoben und dann die Frau ermordet. Am Samstag fand die belgischePolizei erste Belege für die unglaubliche Geschichte: Sie entdeckteGoldmünzen für 25 000 Euro aus dem Beuteschatz.

Wie viele Menschen Fourniret getötet hat, ist unklar. In dergestandenen Mordserie klafft eine Lücke zwischen 1990 und 2000. SeineFrau wirf Fourniret zudem einen Mord an einem Au-Pair-Mädchen 1993vor. Nun könnte nach ihren Angaben nach der Leiche des Mädchens undnach der Freundin des Drogenhändlers gegraben werden. Dieniederländische Polizei untersucht nach Presseberichten, ob derGrenzgänger das Verschwinden der 18-jährigen Tanja Groen 1993 und der11-jährigen Nicky Verstappen 1998 zu verantworten hat. Diefranzösische Polizei prüft drei, die belgische fünf weitere Fälle.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wollte Fourniret die «völligeUnterwerfung» der Mädchen. Fehlende Gegenwehr habe ihn verärgert, dasWeinen der Opfer impotent gemacht. Monique Oliviers Anwalt PierreBarthelemy, sagte, Fourniret sei «fasziniert von Jungfrauen» gewesen.«Er warf seiner Frau oft vor, keine mehr zu sein», sagte er derZeitung «France Soir». Olivier hatte Fourniret bei Gefängnisbesuchenkennen gelernt und ihm nach eigenem Eingeständnis später bei der Jagdnach Opfern geholfen. Trotz ihrer Aussagen hege Fourniret keinenGroll gegen seine Frau, berichtete Staatsanwalt Charpenel. Er habeihr sogar «für ihre Ergebenheit» gedankt.

Das Haus von Michel Fourniret im belgischen Sart-Custinne. (Foto: dpa)
Das Haus von Michel Fourniret im belgischen Sart-Custinne. (Foto: dpa)
dpa/dpaweb
Der Kinderschänder Michel Fourniret (m.) hat ineinem Verhör am Donnerstag einen achten Mord gestanden. (Foto: dpa)
Der Kinderschänder Michel Fourniret (m.) hat ineinem Verhör am Donnerstag einen achten Mord gestanden. (Foto: dpa)
BELGA
Karte zu den Leichenfunden. (Grafik: dpa)
Karte zu den Leichenfunden. (Grafik: dpa)
dpa